Schröder geht – zumindest halb

Schröder geht – zumindest halb
Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder gibt seinen Posten beim russischen Rosneft-Konzern auf. Ein anderer Job in Russland steht ihm aber noch offen.

Deutschland. „Nicht erforderlich“ seien Sanktionen gegen seinen Vorgänger, sagte der deutsche Kanzler Olaf Scholz am Donnerstag noch. Ein paar Stunden später wusste man auch, wieso Scholz den Plan des EU-Parlaments abgelehnt hatte, Gerhard Schröder auf die  Sanktionsliste zu setzen: Der deutsche Altkanzler – ein persönlicher Freund Putins – gibt seinen Posten als Vorsitzender des Verwaltungsrats beim halbstaatlichen russischen Öl- und Gasgiganten  Rosneft auf.

Wann das passiert, ist allerdings unklar. Er werde sein Mandat, das er seit 2017 innehatte, „nicht verlängern“, heißt es in einer Pressemitteilung von Rosneft. Das heißt nicht unbedingt, dass der Austritt unverzüglich erfolgt – die Funktionsperiode beträgt im Regelfall vier Jahre, zuletzt verlängert wurde Schröder im Juni 2021. Für seine Tätigkeit  soll er laut dem russischen  Blatt Kommersant 600.000 Euro im Jahr bekommen haben. 

Gazprom-Posten

Schröder begründet den Schritt damit, dass es ihm „unmöglich“ sei, seine Arbeit weiter auszuüben. Der New York Times sagte er kürzlich noch, er werde zurücktreten, wenn Russland die Gas- und Öllieferungen nach Europa einstelle. Das ist bisher nicht im großen Stil, sondern nur bei einzelnen Ländern geschehen. Beobachter mutmaßen daher, dass es der große Druck war, der ihn zum Rückzug bewogen hat. Der Bundestag hat kürzlich beschlossen, ihm einen Teil seiner Privilegien als Altkanzler – etwa sein  Büro – zu streichen; dagegen will er rechtlich vorgehen. Wäre er auf der EU-Sanktionsliste gelandet, hätte er keinen Zugriff mehr auf sein Vermögen in der EU gehabt.

Ganz aus Russland zieht sich Schröder übrigens – noch – nicht zurück. Er wurde kurz vor Beginn des Krieges auch in den Aufsichtsrat des staatlichen Gasriesen Gazprom nominiert. Ob er den Posten bei der  Hauptversammlung am 30. Juni annimmt, ließ er bisher offen.  E. Peternel


 

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