Geldwäsche-Skandal erschüttert italienische Neofaschisten

Geldwäsche-Skandal erschüttert italienische Neofaschisten
Hochrangige Mitglieder der Fratelli d'Italia sollen Schwarzgelder im Wahlkampf gewaschen haben. Bericht: "Lobby"-Treffen zur Kandidatenauswahl.

Ein Skandal um dubiose Gelder, die angeblich im Wahlkampf gewaschen worden sind, erschüttert die postfaschistische Partei Fratelli d'Italia (Fdl/Brüder Italiens). Hochrangige Mitglieder der Gruppierung, die in jüngsten Umfragen mit über 20 Prozent zur stärksten Einzelpartei in Italien avanciert ist, werden verdächtigt, ein System entwickelt zu haben, um Schwarzgelder im Wahlkampf für die Kommunalwahlen am Sonntag und Montag zu waschen.

Die Affäre ist nach einer Reportage des Nachrichtenportals Fanpage aufgeflogen. Fast drei Jahre lang schloss sich ein Journalist von Fanpage einer Gruppe Neofaschisten und Ex-Militärs an und gab vor, Geschäftsmann zu sein. Dabei filmte er die Treffen einer neofaschistischen "Lobby", die seit Jahren bei den Fratelli d'Italia eine entscheidende Rolle bei der Suche von Kandidaten für Wahlen spielt. Bei den Treffen wurde auch über Systeme diskutiert, zwielichtige Geldquellen für den Wahlkampf anzuzapfen.

Europaabgeordneter freigestellt

In den Sog der Affäre ist auch der Europaabgeordnete und Delegationsleiter von Fratelli d'Italia, Carlo Fidanza, geraten. Dieser wurde von einer versteckten Videokamera bei Treffen gefilmt, bei denen derbe Witze über "Neger", Juden, Migranten sowie sexistische Äußerungen gemacht wurden. Fidanza wurde am Freitag von all seinen Ämtern in der Partei freigestellt und kündigte Klage wegen Verleumdung an.

Die FdI könnte laut Umfragen bei den am Sonntag und Montag stattfindenden Kommunalwahlen als Sieger in mehreren Städten und Gemeinden hervorgehen. In der Hauptstadt Rom stellte die Partei den Juristen Enrico Michetti als gemeinsamen Kandidaten des Mitte-Rechts-Lagers auf. Michetti hat gute Chancen, neuer Bürgermeister Roms zu werden.

Auch Lega in Kritik

Die Reportage von Fanpage wurde in der vom TV-Kanal La 7 ausgestrahlten Sendung "Piazza Pulita" gezeigt. FdI-Chefin Giorgia Meloni bat Fanpage um die Videoaufnahmen. Sie hob hervor, dass die Affäre zwei Tage vor den Kommunalwahlen aufgeflogen sei. Der Verdacht, dass man der Partei politisch schaden wolle, sei groß.

Zuletzt geriet auch die rechte Lega-Partei ins Kreuzfeuer der Kritik. In Verlegenheit geriet Lega-Chef Matteo Salvini dieser Tage wegen seines Mediengurus und Vertrauten Luca Morisi. Um den Chef von Salvinis Social-Media-Team ist ein Skandal wegen Drogen und homosexueller Prostitution entbrannt, weswegen der 48-jährige Morisi vergangene Woche überraschend von all seinen Posten in der Lega zurücktrat. Er ziehe sich "aus familiären Gründen" aus Salvinis Wahlkampf für die Kommunalwahlen zurück, teilte er mit. Erst diese Woche wurden die eigentlichen Gründe des Rückzugs Morisis, gegen den die Staatsanwaltschaft Verona ermittelt, bekannt.

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