Israel: 100 Hilfs-Lkws dürfen offenbar nach Gaza

22 Länder fordern von Israel die vollständige Wiederaufnahme von Hilfen in den Gazastreifen.
Zusammenfassung
- Mehr als 44 Tote, überwiegend Frauen und Kinder, bei israelischen Angriffen im Gazastreifen.
- 22 Länder fordern von Israel die vollständige Wiederaufnahme von Hilfen in den Gazastreifen.
- Israelische Offensive als Reaktion auf Hamas-Überfall, der Gazakrieg durch Angriffe am 7. Oktober 2023 ausgelöst.
Bei erneuten Angriffen Israels im Gazastreifen sind nach Angaben der Hamas-Behörden mindestens 44 Menschen getötet worden.
Die Getöteten seien "mehrheitlich Kinder und Frauen", sagte der Sprecher des palästinensischen Zivilschutzes, Mahmoud Bassal, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Zudem seien dutzende Verletzte in Spitäler eingeliefert worden. Mehrere Gebiete des Gazastreifens wurden laut Bassal seit 1.00 Uhr morgens (Mitternacht MESZ) von Israels Armee angegriffen.
Agentur spricht von noch mehr Toten
Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete in der Früh sogar 60 Tote, die bei nächtlichen Attacken ums Leben gekommen seien. Zwölf Menschen wurden dem Bericht zufolge in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens getötet. Weitere Tote habe es in Khan Younis im Süden des Gebiets, in Nuseirat sowie in der Nähe der Stadt Gaza gegeben, meldete WAFA unter Berufung auf medizinische Kreise im Gazastreifen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israel hatte seine massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen.
Am Sonntag erklärte die israelische Armee, im Rahmen einer neuen verstärkten Offensive zur Zerschlagung der militanten Palästinenserorganisation Hamas "umfassende Bodeneinsätze" im gesamten Gazastreifen begonnen zu haben.
22 Länder fordern von Israel "vollständige" Wiederaufnahme von Hilfen
Die teilweise Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen ist international als unzureichend angeprangert worden. Die Außenministerien von Österreich und 21 weiteren Ländern forderten Israel am Montag zu einer vollständigen Wiederaufnahme der Hilfen auf. Das teilte das Außenministerium in Wien Montagabend der APA mit.
Frankreich, Großbritannien und Kanada drohten Israel mit "konkreten Maßnahmen". Sie würden angesichts des "ungeheuerlichen" Vorgehens der israelischen Regierung im Gazastreifen nicht tatenlos zusehen. Nach israelischen Angaben erreichten am Montag fünf UNO-Lastwagen den Gazastreifen.
Die Vereinten Nationen haben nun von Israel die Genehmigung erhalten, dass noch im Tagesverlauf etwa 100 weitere Lkw mit Hilfslieferungen in den Gazastreifen fahren dürfen. Das teilte ein UN-Sprecher in Genf mit.
Nur "ein Tropfen auf den heißen Stein"
UNO-Nothilfekoordinator Tom Fletcher bezeichnete die Genehmigung einer Wiederaufnahme von "begrenzten" Hilfen durch Israel als eine "willkommene Entwicklung, die weiter gelten muss". Dies sei aber nur "ein Tropfen auf den heißen Stein".
Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, kritisierte die humanitäre Lage im Gazastreifen. "Zwei Millionen Menschen hungern", während "Tonnen von Essen an der Grenze blockiert werden, nur Minuten entfernt". Das Risiko einer Hungersnot im Gazastreifen steige durch das "absichtliche Zurückhalten" humanitärer Hilfe.
Telefonat zwischen Stocker und Netanyahu
Am Dienstag werde ein Telefonat zwischen Christian Stocker und Benjamin Netanyahu stattfinden, teilte das Bundeskanzleramt der APA mit.
"Die palästinensische Zivilbevölkerung darf nicht den Preis für den Terror der Hamas bezahlen", betonte eine Sprecherin des Bundeskanzleramts im Vorfeld des Gesprächs. "Es muss wieder vollumfänglich humanitäre Hilfe nach internationalen Standards zu den Menschen in Gaza kommen."
Dass Israel humanitäre Hilfe wieder zulasse, sei "längst überfällig".
Angriffe wiederaufgenommen
Die israelische Armee erklärte, sie sei in dem gesamten Küstenstreifen im Einsatz. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz erklärte, dass bei israelischen Luftangriffen am Montag mindestens 52 Menschen getötet worden seien.
Der Gazakrieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1.200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bisher mehr als 53.400 Menschen getötet.
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