Kein Gas mehr aus Russland: Eiskalter Winter für Transnistrien

von Geoffrey Ebner
Am 1. Jänner floss das letzte russische Erdgas über die Ukraine nach Europa. Die europäischen Staaten haben sich lange auf diesen Moment vorbereitet und sind auf andere Energiequellen umgestiegen. Nicht so Transnistrien, eine separatistische Region in Moldau: Das russlandfreundliche Regime dort hat bis zuletzt 100 Prozent des Energiebedarfs aus russischem Gas bezogen. Jetzt herrscht dort Ausnahmezustand.
Als die Lieferung von Gas über die Ukraine eingestellt wurde, hätte das nicht das Ende der Versorgung des Separatistengebietes bedeuten müssen. Russland hätte Transnistrien weiterhin überalternative Routen versorgen können. Nur würde das Gas genauso Moldau zugutekommen, und auf die Regierung in Chisinau ist der Kreml nicht gut zu sprechen.
Russland bezichtigt Moldau, enorme unbezahlte Schulden bei Gazprom zu haben und stoppte daher mit Jahreswechsel jeglichen Transit nach Moldau. Die EU und Moldau hingegen beschuldigen Russland, die Höhe der Schulden aufgebauscht zu haben. Sie vermuten eine russische Strategie, Gas als Druckmittel gegen die pro-europäische Regierung in Moldau zu benutzen. So stoppt Moskau allerdings auch die Zufuhr nach Transnistrien, das Gas bisher kostenlos erhalten hat.

Das Wappen Transnistriens. Hammer und Sichel sind in der abtrünnigen Provinz noch sehr präsent. Manche Orte scheinen in der Zeit der Sowjetunion steckengeblieben zu sein.
Notstand ausgerufen
Während Moldau sein Gas nun zu hohen Preisen aus Rumänien bezieht, steht Transnistrien alleine da. In Transnistrien steht das Leben still. Fast alle Fabriken haben aufgrund der mangelnden Energieversorgung geschlossen. Damit sind viele der 360.000 Einwohner temporär arbeitslos. „Sie bekommen nur mehr 30 Prozent ihres Gehaltes, etwa 100 Euro monatlich“, sagt Diana Antir von Caritas Moldau. Dazu kommen steigende Lebensmittelpreise. Bäckereien, die zuvor Kuchen und regionale Delikatessen gebacken haben, fertigen jetzt nur noch Brot. Die wenige verfügbare Energiemuss sinnvoll eingesetzt werden.
Um zuhause nicht in der bitteren Kälte zu sitzen, nutzen die Transnistrier Heizstrahler, die Strom aus der Steckdose benötigen. Fünf Stunden täglich aber gibt es keinen Strom. Und die vielen Heizstrahler überlasten das Stromnetz, das in der Erzeugung von Gas auf Kohle umgestiegen ist. Nicht nur zuhause ist es kalt, sondern auch in Kindergarten und Schulen, weshalb diese zeitweise geschlossen bleiben.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion sagte sich Transnistrien von Moldau los. Seitdem hat man eine eigene Währung, eine Flagge mit Hammer sowie Sichel und hebt Zölle ein. Transnistrien ist vom Handel mit Moskau abhängig. Russland unterhält bis heute 1.500 „Friedenstruppen“ in der Region. Anerkannt wird Transnistrien von niemandem.
100 Prozent des Energieverbrauchs deckte Transnistrien durch russisches Erdgas. 360.000 Einwohner hat die Region.
Anfang Jänner hat Moldau der selbstverwaltenden Region Transnistrien Hilfe dabei angeboten, Gas auf dem europäischen Markt einzukaufen, was abgelehnt wurde. POLITICO veröffentlichte außerdem ein geheimes Gespräch, das zeigte, dass die Separatisten ein Angebot aus Moldau ablehnten, die Region mit Gas vom europäischen Markt und humanitären Hilfsgütern zu versorgen.
Am 20. Jänner dann die Wende: Die Regierung Transnistriens erklärt sich bereit, Erdgas von Moldovagaz,dem staatlich betriebenen Gasversorger aus Moldau, zu kaufen. Noch bleibt die Situation in Transnistrien aber schwierig, meint Diana Antir von Caritas Moldau. In Zukunft könnten die Gaslieferungen aus Moskau auch wieder fortgesetzt werden. Am 14. Jänner nämlich reiste Transnistriens separatistischer Anführer, Vadim Krasnoselsky, nach Moskau - für ein Treffen mit dem russischen Energieminister.
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