Gabriel von SPD tief enttäuscht

Sigmar Gabriel
Noch-Außenminister Sigmar Gabriel spricht vieldeutig von einem gebrochenen Versprechen. Ob er Martin Schulz' Ankündigung meint, unter Merkel nicht Minister zu sein, oder die Zusage, Außenminister zu bleiben, lässt er offen.

Der scheidende deutsche Außenminister Sigmar Gabriel geht in scharfer Form mit seiner Partei ins Gericht. Der frühere SPD-Chef bedauerte nicht nur, dass er die Leitung des Auswärtigen Amtes abgeben soll, sondern kritisierte einen respektlosen Umgang in seiner Partei.

"Ich habe das Amt des Außenministers gern und in den Augen der Bevölkerung offenbar auch ganz gut und erfolgreich gemacht", sagte Gabriel. "Und da ist es ja klar, dass ich bedauere, dass diese öffentliche Wertschätzung meiner Arbeit der neuen SPD-Führung herzlich egal war."

"Respektloser Umgang"

Er betonte, dass er die Personalentscheidung nicht kritisiere, da jede neue SPD-Führung das Recht auf die Neubesetzung von Ministerposten habe. Politiker seien "Gewählte und keine Erwählten". "Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt", fügte Gabriel hinzu.

Welches Versprechen er meint, sagte er nicht. Gabriel hatte im Jänner zugunsten von Schulz auf den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur verzichtet, um Außenminister zu werden. Es wird kolportiert, dass Schulz ihm damals für den Fall einer neuen Großen Koalition versprochen hat, dass er das Außenamt behalten darf. Ob das stimmt, ist aber unklar.

Kein Platz mehr für Gabriel

Schulz hatte am Vortag erklärt, dass er den Parteivorsitz an Fraktionschefin Andrea Nahles übergeben und selbst Außenminister werden wolle, obwohl er nach der Wahl ausgeschlossen hatte, in ein Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einzutreten.

Seit Bekanntwerden seines Wechsels hat Gabriel, der geschäftsführend weiter im Amt ist, seine Teilnahme an mehreren Terminen abgesagt, darunter die Münchner Sicherheitskonferenz.

Gabriel: Neu-Orientierung

"Für mich beginnt jetzt eine neue Zeit. Meine kleine Tochter Marie hat mir heute früh gesagt: "Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht"", so Gabriel im Gespräch mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

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