Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel wird Aufsichtsrat der Deutschen Bank

Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel wird Aufsichtsrat der Deutschen Bank
Der ehemalige Vizekanzler und Außenminister ist seit November nicht mehr im Bundestag. Nun will er für die größte Bank Deutschlands "einen Beitrag leisten.

Der frühere langjährige SPD-Chef Sigmar Gabriel wird ein Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Er werde sich bei der nächsten Hauptversammlung am 20. Mai den Aktionären zur Wahl stellen, teilte das größte Geldinstitut Deutschlands am Freitag mit.

Die Deutsche Bank hat nach eigenen Angaben am Freitag einen Antrag zur Bestellung des 60-jährigen Ex-Vizekanzlers beim Amtsgericht Frankfurt eingereicht. 

"Überzeugter Europäer und Transatlantiker"

"Wir freuen uns sehr, mit Sigmar Gabriel einen überzeugten Europäer und Transatlantiker für den Aufsichtsrat der Deutschen Bank gewinnen zu können", ließ Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner mitteilen. "Als ehemaliger Umwelt-, Wirtschafts- und Außenminister wird Sigmar Gabriel mit seinem großen Erfahrungsschatz einen besonderen Beitrag leisten und unsere Kompetenz im Aufsichtsrat ergänzen."

Gabriel sagte, er wolle als Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank mit deren "nun klaren Strategie" und einem starken Führungsteam  "die Zukunft der deutschen und europäischen Wirtschaft" mitgestalten. "Dazu möchte ich einen Beitrag leisten."

Nicht mehr im Bundestag

Gabriel war von Dezember 2013 bis März 2018 deutscher Vizekanzler, die SPD führte er in den Jahren 2009 bis 2017. Sein Bundestagsmandat hatte Gabriel im November vergangenen Jahres abgegeben.

Seit seinem Rückzug aus der Bundesregierung ist Gabriel in verschiedenen internationalen Gremien und Organisationen aktiv. Seit Juni 2019 ist er unter anderem in ehrenamtlicher Funktion Vorsitzender der Atlantik-Brücke.

Die SPD hat mittlerweile eine neue Doppelspitze, die laut Beobachtern einen deutlichen Linkskurs markiert: Saskia Eskens und Norbert Walter-Borjans führen seit Dezember die Partei, die in Umfragen weit abgeschlagen hinter CDU/CSU liegt.

Mit rechtlichen Problemen muss Gabriel bei einem Wechsel in die Wirtschaft nicht rechnen: Das Bundesministergesetz sieht lediglich vor, dass Mitglieder der Bundesregierung "innerhalb der ersten 18 Monate nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt eine Erwerbstätigkeit oder sonstige Beschäftigung außerhalb des öffentlichen Dienstes" anzeigen müssen.

Häufige Wechsel in Spitzenjobs

Gabriel ist nicht der erste hochrangige Amtsträger, der nach seiner politischen Tätigkeit in die Wirtschaft wechselt. Sein Parteifreund und Altkanzler Gerhard Schröder übernahm nach seinem Abschied aus dem Kanzleramt 2005 unter anderem den Aufsichtsratsvorsitz beim Ostsee-Pipeline-Betreiber Nord Stream AG, der vom russischen Konzern Gazprom dominiert wird.

Die frühere CDU-Politikerin Hildegard Müller führt inzwischen den Verband der Automobilindustrie (VDA). Auch frühere Spitzenpolitiker von Grünen und FDP sind in die Wirtschaft und zu Lobbyistenvertretungen gewechselt.

Kommentare