EU-Spitzenkandidat: Wien ist Vorbild für Europas Sozialdemokraten

Timmermans, Brandstätter
Frans Timmermans sprach mit KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter über sozialen Wohnbau, Brexit und Rechtspopulismus.

„Es gibt eine Stadt in Europa, wo man nicht privatisiert hat und wo soziale Wohnungen nicht nur für die Ärmsten sind, sondern für die ganze Gesellschaft: Wien.“ Es waren lobende Worte, die Frans Timmermans am Freitagnachmittag im Wiener Rathaus fand.

Frans Timmermans im Gespräch mit Helmut Brandstätter

Der sozialdemokratische Kandidat für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten trat in der Bundeshauptstadt gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig und Andreas Schieder, dem SPÖ-Spitzenkandidat für die kommenden EU-Wahlen, vor die Presse.

Der Niederländer Timmermans spricht fließend deutsch, war im Teenageralter erstmals in Wien, da hier sein Vater gelebt hatte. Damals sei Wien „grau und pessimistisch“ gewesen, inzwischen sei die Stadt „vom Rande Europas in die Mitte gerückt“, sagt der 57-Jährige.

Fonds für Betroffene hoher Mieten

Vor allem Wiens Sozialbauten seien „Vorbild für viele andere Länder“. Das Ziel leistbarer Wohnungen soll im Mittelpunkt seiner sozialdemokratischen Kampagne stehen. Timmermans überlegt daher eine Hilfe aus Europäischen Fonds für Betroffene von besonders hohen Mieten.

In einem Gespräch mit KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter ging Timmermans auch auf das leidige Thema Brexit ein. Seiner Meinung nach habe sich die Europäische Union hierbei nichts vorzuwerfen.

„Die Brexiteers dachten, sie würden mit einem erfolgreichen Referendum die ganze EU spalten – aber im Gegenteil: Es hat einen Schulterschluss gegeben“, so Timmermans.

Er glaube daran, dass ein harter Brexit noch abgewendet werden kann. Denn „die Lage ist so ernst, dass den Briten noch eine Lösung einfallen wird“, glaubt er.

Für die kommenden EU-Wahlen sehe er weniger den Erfolg rechter Parteien kritisch, als dass junge Konservative „keinerlei Berührungsängste haben, mit den Rechtspopulisten zusammenzuarbeiten – wie hier in Österreich“. Das erschwere die Zusammenarbeit enorm.

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