Erster Abgeordneter der US-Demokraten fordert Biden zum Rückzug auf
In den USA hat ein erster Abgeordneter der Demokraten Präsident Joe Biden aufgefordert, sich aus dem Wahlkampf für seine Wiederwahl zurückzuziehen. "Er sollte die schmerzhafte und schwierige Entscheidung treffen, sich zurückzuziehen", teilte der langjährige texanische Kongressabgeordnete Lloyd Doggett am Dienstag in einer Erklärung mit. Doggett bezog sich auch auf den Auftritt des 81-Jährigen bei einer Fernsehdiskussion mit seinem Vorgänger und Herausforderer Donald Trump.
Aufforderung erfolge "respektvoll"
Doggett betonte laut Medienberichten, dass die Tatsache, dass er Biden öffentlich zum Rückzug auffordere, nicht seinen Respekt vor den Leistungen des Präsidenten vermindere. Auch seine Aufforderung an den Staatschef, sich zurückzuziehen, erfolge "respektvoll". Der 77-jährige Demokrat sitzt seit 1995 für Texas im Repräsentantenhaus.
Umfrage bezüglich Rückzug
Knapp ein Drittel der US-Demokraten befürwortet einer Umfrage zufolge einen Rückzug von Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaft. Allerdings geht aus der am Dienstag veröffentlichten Erhebung von Reuters/Ipsos auch hervor, dass kein offensichtlicher Alternativkandidat bereitsteht: Unter prominenten Demokraten schnitt bei der Befragung nur Michelle Obama besser ab als der republikanische Bewerber Donald Trump.
Die Ehefrau des Ex-Präsidenten Barack Obama hat wiederholt erklärt, dass sie für die Kandidatur nicht zur Verfügung stehe. Biden selbst liegt der Umfrage zufolge in der Wählergunst mit 40 Prozent faktisch gleichauf mit Trump. Der Demokrat hat damit nach seinem vielfach als schwach empfundenen Debattenauftritt gegen Trump vergangene Woche nicht an Zustimmung verloren. Biden will nach eigenen Angaben an der Kandidatur festhalten und sollte im Laufe der Woche mit Gouverneuren und Abgeordneten seiner Partei sprechen. Die Wahl findet am 5. November statt.
Michelle Obama in der US-Wahl
In der zweitägigen Umfrage sprachen sich 32 Prozent der Befragten für einen Rückzug Bidens aus. Aus ihr geht auch hervor, dass Michelle Obama mit 50 Prozent Trump mit 39 Prozent schlagen würde. Dagegen würde etwa Vizepräsidentin Kamala Harris (42 Prozent) mit Trump (43 Prozent) unter Berücksichtigung der Fehlermarge von 3,5 Prozent faktisch gleichauf liegen. Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, lag mit 39 zu 42 Prozent hinter Trump. Bei der Online-Umfrage wurden 1070 Personen befragt.
Bidens Auftritt bei der Fernsehdebatte vergangene Woche hatte bei den Demokraten Bedenken über sein Alter ausgelöst und zu Forderungen geführt, er müsse sich aus dem Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl am 5. November zurückziehen. Der 81-Jährige lehnt dies ab, auch führende Demokraten wiesen dies zurück.
USA-Korrespondent in der ZIB2
In der ZIB2 äußerte sich der ORF-USA-Korrespondent live zu Armin Wolf: "Ich denke, es ist noch zu früh, den politischen Nachruf auf Joe Biden zu verfassen." Die wichtigsten demokratischen Stimmen, wie zum Beispiel Nancy Pelosi hätten sich nur bedingt vorgewagt. Alternative Kandidaten wie Kamala Harris oder der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom haben sich bisher hinter Joe Biden gestellt, genauso wie dessen Familie.
Biden hofft wie sein Amtsvorgänger Trump (78) auf einen Sieg bei der Präsidentenwahl im November. Bisher deutete vieles auf ein enges Rennen hin, doch Bidens Kritiker sehen sich durch seine desaströse Darbietung beim ersten TV-Duell am Donnerstagabend (Ortszeit) in ihrer Ansicht bestätigt, dass der Demokrat nicht mehr für das Amt geeignet ist und besser einem jüngeren Kandidaten das Feld überlassen sollte. Die Debatte hat rasant an Fahrt gewonnen, doch Biden trotzt derartigen Forderungen bisher und bemüht sich um Schadensbegrenzung.
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