Epstein-Akten: Justizministerium verteidigt Löschung von Daten

New Epstein images released by U.S. Justice Department
Die Opposition wirft der Behörde die Löschung einer Datei vor.

Die plötzliche Löschung von mehr als einem Dutzend Dateien aus den online veröffentlichten Epstein-Akten ist nach Angaben des US-Justizministeriums auf Bitten von Betroffenen erfolgt. Die entfernten Fotos zeigten potenzielle Opfer des gestorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, die zuvor nicht als solche identifiziert worden seien, sagte der stellvertretende Justizminister Todd Blanche am Sonntag bei NBC News.

Vor dem Hintergrund laufender Ermittlungen seien die Dateien daher gelöscht worden. Blanche kündigte an, dass sie wieder öffentlich zugänglich werden - einen Zeitpunkt nannte er nicht. Am Freitagnachmittag hatte das Justizministerium nach massivem Druck der Öffentlichkeit zunächst vier Datensätze auf seiner Webseite hochgeladen, die Tausende Dateien enthalten. Darin zu finden waren neben Fotos auch Dokumente. Vieles ist komplett geschwärzt - bereits dafür erntete das Ministerium Kritik.

Trump auf gelöschtem Foto zu sehen

Nicht einmal 24 Stunden danach warfen die Demokraten im US-Kongress dem Ministerium die Löschung einer Datei vor. So sei ein Foto anscheinend entfernt worden, hieß es in einem Beitrag auf X. Auf der besagten Aufnahme sind zum Teil eingerahmte Fotos zu sehen. Eines der Fotos ist schon älter und zeigt den heutigen US-Präsidenten Donald Trump mit seiner Frau Melania in Begleitung des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein und dessen langjähriger Vertrauter Ghislaine Maxwell.

Blanche beteuerte bereits am Samstag, es habe keine Änderungen gegeben, um Präsident Donald Trump zu schützen. Die Akten enthalten zahlreiche Verweise auf den demokratischen Ex-Präsidenten ‌Bill Clinton, während Amtsinhaber Trump kaum erwähnt wird. Ein Sprecher Clintons warf dem Weißen Haus seinerseits vor, mit dem Vorgehen von Trump ablenken zu wollen.

Stichprobe der dpa: Mindestens 16 Dateien fehlen

Eine Stichprobe der Deutschen Presse-Agentur ergab, dass eine neuere Version des ersten Datensatzes vom Samstag mindestens 16 Dateien weniger umfasste als eine vorherige Version des Archivs vom Freitagnachmittag. Neben dem Foto, das laut Demokraten fehlt, sind in der neueren Version auch bestimmte Aufnahmen eines Raumes mit einer Massageliege nicht mehr enthalten.

Eine Sprecherin des Weißen Hauses hatte nach Beginn der Veröffentlichung Tausender Dateien am Freitagabend noch beteuert, dass die derzeitige US-Regierung die "transparenteste" in der Geschichte des Landes sei. In den nächsten Wochen sollen Vize-Justizminister Blanche (Republikaner) zufolge weitere Hunderttausende Dokumente veröffentlicht werden. Die Seiten müssten vor einer Veröffentlichung zum Schutz der Identität der Opfer bearbeitet werden, begründete er die Verzögerung der Publikation.

Fotos und andere Materialien würden auch weiterhin "mit großer Sorgfalt und unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen" geprüft und bearbeitet, teilte das Justizministerium am Sonntag auf X mit.

Vize-Justizminister: Akten nicht zugunsten Trumps geändert

Blanche beteuert im Gespräch mit dem US-Sender ABC News, dass sein Haus keine Dateien verändert habe, um Präsident Trump zu schützen. Nichts werde deswegen zurückgehalten. Er verneinte die Frage, ob es eine Anweisung gegeben habe, Material zum Epstein-Skandal zu bearbeiten, das einen Zusammenhang zum Präsidenten habe. Weiter sagte er: "Präsident Trump hat von Anfang an klargestellt, dass er erwartet, dass alle Akten, die freigegeben werden können, auch freigegeben werden - und genau das tun wir."

Trump kannte Epstein gut, wie frühere Fotos zeigen. Allerdings gibt es keine Hinweise auf eine Verwicklung des Republikaners in den Skandal, Trump selbst hatte jegliche Vorwürfe dieser Art stets bestritten. In den nun veröffentlichten Dokumenten kommt Trump zwar vereinzelt vor, nach ersten Auswertungen scheint es jedoch kaum neue Informationen über das Verhältnis zwischen Epstein und Trump zu geben. Der US-Präsident äußerte sich zunächst nicht.

Darum sind die Epstein-Akten so brisant

Der Fall Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit seit langem. Jahrelang hatte der US-Multimillionär aus New York einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Über mehrere Jahre hinweg soll Epstein minderjährige Mädchen etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben. Vor sechs Jahren starb er im Alter von 66 Jahren in einer Gefängniszelle.

Der Finanzier hatte beste Kontakte in die High Society, was zahlreiche Spekulationen über die Tragweite des Skandals mit sich brachte. Immer wieder kam die Frage auf, welche prominente Persönlichkeiten in Epsteins Machenschaften verwickelt gewesen sein könnten. Per Gesetz wurde schließlich vor einem Monat die Veröffentlichung der Akten verfügt, gegen die sich Trump lange gewehrt hatte.

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