Empörung über Tod von 23 Flüchtlingen nach Massenansturm auf Melilla
Der Tod von 23 Geflüchteten nach einem Massenansturm auf den Grenzzaun der in Marokko liegenden spanischen Exklave Melilla hat international für Empörung gesorgt. Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, prangerte "die gewalttätige und erniedrigende Behandlung afrikanischer Migranten" an und forderte eine Untersuchung. Das Thema soll nun auch in einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrates am Mittwoch zur Sprache kommen.
Rund 2.000 Menschen hatten am Freitagmorgen versucht, über die Grenze zwischen Marokko und der spanischen Exklave zu gelangen. Mehr als 500 Menschen gelang es, nach dem Durchschneiden eines Zaunes in den Grenzkontrollbereich zu gelangen. Spanische Medien veröffentlichten Bilder von Migranten, die erschöpft auf dem Gehweg lagen, einige mit blutenden Händen und zerrissener Kleidung.
"Tragisches Symbol der europäischen Politik"
Mindestens 23 Menschen erlagen ihren Verletzungen. Nach marokkanischen Angaben wurden 140 Polizisten verletzt. Geflüchtete in Melilla sagten zu AFP-Reportern, sie seien von marokkanischen Ordnungskräften, aber auch von Mitgliedern der spanischen Sicherheitskräfte geschlagen worden. Die Behörden beider Länder betonten ihrerseits die ungewöhnliche "Gewalttätigkeit" der Geflüchteten.
Rund 50 Menschenrechtsorganisationen prangerten die tödlichen Vorkommnisse in Melilla als "ein tragisches Symbol der europäischen Politik der Externalisierung der Grenzen der Europäischen Union" an. "Der Tod dieser jungen Afrikaner (...) enthüllt den mörderischen Charakter der Zusammenarbeit zwischen Marokko und Spanien im Bereich der Migrationssicherheit." Der spanische Bürgerbeauftragte forderte Erklärungen "von den zuständigen Stellen".
Sitzung zu den Vorkommnissen in Melilla
Die spanische Regierung unterstrich unterdessen die gute "Zusammenarbeit" mit den marokkanischen Sicherheitskräften "bei der Verteidigung unserer Grenzen". "Die Regierung bedauert den Verlust von Menschenleben zutiefst", sagte Regierungssprecherin Isabel Rodríguez am Montag in Madrid. Aber für die Todesfälle seien "im Menschenschmuggel aktive internationale Mafias" verantwortlich.
Die in Marokko gelegenen spanischen Exklaven Ceuta und Melilla sind regelmäßig Ziel von Menschen, die sich ein besseres Leben in Europa erhoffen. In den vergangenen Jahren haben tausende Menschen versucht, die zwölf Kilometer lange Grenze nach Melilla oder die acht Kilometer lange Grenze nach Ceuta durch das Überklettern von Zäunen, schwimmend oder in Autos versteckt zu überwinden.
Die drei derzeit im UNO-Sicherheitsrat vertretenen afrikanischen Länder Kenia, Gabun und Ghana beantragten nach Angaben ihrer Diplomaten eine geschlossene Sitzung zu den Vorkommnissen in Melilla.
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