Polnischer Präsident fällt auf Telefonstreich herein: "Tusk mag mich nicht"

Polnischer Präsident fällt auf Telefonstreich herein: "Tusk mag mich nicht"
Der wiedergewählte polnische Präsident dachte, er würde mit UN-Generalsekretär António Guterres sprechen - falsch gedacht.

Er dachte tatsächlich, dass er mit UN-Generalsekretär António Guterres sprechen würde: Polen nationalkonservativer und kürzlich wiedergewählter Präsident Andrzej Duda ist auf ein russisches Komiker-Duo reingefallen. Das Gespräch wurde am Dienstag auf YouTube veröffentlicht. Duda spricht dabei mehr als zehn Minuten über aktuelle Themen, wie die Corona-Pandemie, die Wahlen und Polens Beziehung zu Russland und der Ukraine.

Ein Sprecher der Präsidialverwaltung in Warschau bestätigte am Mittwoch laut Nachrichtenagentur PAP die Authentizität des Gesprächs. Die Anrufer seien von der Ständigen Vertretung Polens bei der UNO verifiziert worden.

Hinter der Aktion stecken die Komiker Wowan (Wladimir Kusnezow) und Lexus (Alexej Stoljarow). "Im Laufe des Gesprächs wurde mir klar, dass da etwas nicht stimmt", schrieb Duda am Mittwoch auf Twitter.

Mag Tusk Duda nicht?

In dem Gespräch gratulierte der falsche UNO-Generalsekretär Duda zum Wahlsieg. Dann wird es brisant: Der Anrufer behauptet, der ehemalige EU-Ratspräsident und frühere polnische Regierungschef Donald Tusk habe sich in einem Telefonat besorgt über die Situation von Homosexuellen, Bisexuellen und Trans-Menschen in Polen geäußert. "Er ist vielleicht auch einer von ihnen?", suggeriert der falsche Guterres. Doch Duda lacht nur und sagt: "Er (Tusk) mag mich nicht." Im Wahlkampf hatte Duda Stimmung gegen sexuelle Minderheiten gemacht.

Tusk wiedersprach mittlerweile auf Twitter: "Ich mag Sie, Herr Präsident. Vor allem für Ihre Offenheit."

Auch einer weiteren Provokation des Komiker-Duos geht das polnische Staatsoberhaupt aus dem Weg. Der Anrufer fragt, ob Polen nicht seine früheren Ostgebiete auf dem heutigen Territorium der Ukraine wiederhaben wolle, beispielsweise die Stadt Lwiw (Lemberg). "Nein, das ist die Ukraine!", antwortet Duda und erklärt in holprigem Englisch, dass es in Polen keine politische Debatte zu Gebietsansprüchen gebe.

Nicht das erste Opfer

Das russische Komiker-Duo legte bereits mehrfach Prominente herein, darunter waren Prinz Harry, Boris Johnson als damaliger britischer Außenminister sowie Staatschefs. Die beiden Russen geben sich zwar als unabhängige Spaßvögel. Seit langem hält sich aber der Verdacht, dass sie etwa über den kremlnahen Fernsehsender NTW, für den sie lange arbeiteten, Kontakte in die russischen Machtstrukturen haben, um so auch an die öffentlich nicht zugänglichen Telefonnummern zu kommen.

Vertreter von Polens größtem Oppositionsbündnis Bürgerkoalition forderten eine Untersuchung des Vorfalls. Es müsse geklärt werden, warum die Geheimdienste nicht verhindert hätten, dass Duda ein solches Gespräch annimmt.

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