Drei Tote bei Anschlag auf Libyens Außenministerium

Feuerwehrauto und Sicherheitskräfte vor libyschem Außenministerium.
IS bekennt sich zu Attentat. Innenminister räumt "Sicherheitschaos" in Libyen ein.

Bei einem mutmaßlich von der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) verübten Anschlag auf das libysche Außenministerium sind drei Menschen getötet worden. 21 weitere Menschen wurden bei der Attacke in Tripolis am Dienstag verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.

Der Anschlag machte erneut die schlechte Sicherheitslage in dem nordafrikanischen Krisenstaat deutlich und löste auch international Bestürzung aus.

Drei Angreifer

Der Sprecher der libyschen Spezialkräfte, Tarak al-Dawass, sagte, zunächst sei in der Nähe des Außenministeriums eine Autobombe explodiert. Als Sicherheitskräfte herbeieilten, habe sich ein Selbstmordattentäter im zweiten Stock des Gebäudes in die Luft gesprengt. Ein zweiter Selbstmordattentäter sei gestorben, als ein Koffer in seiner Hand explodiert sei. Ein dritter Angreifer sei vor dem Gebäude von Sicherheitskräften getötet worden. Der Mann sei unbewaffnet gewesen und habe eine schusssichere Weste getragen.

Nach Angaben von Außenminister Tahar Siala handelte es sich bei einem der drei Todesopfer des Anschlags um einen ranghohen Diplomaten. Ibrahim al-Shaibi sei Abteilungsleiter im Ministerium gewesen.

"Soldaten des Kalifats"

Der Sprecher der Spezialkräfte machte die IS-Miliz für den tödlichen Anschlag verantwortlich. Die Dschihadistengruppe bekannte sich später selbst zu der Attacke: Drei "Soldaten des Kalifats" hätten das Außenministerium mit Sprengstoffgürteln und Automatikwaffen gestürmt, hieß es in einer in sozialen Netzwerken verbreiteten IS-Erklärung.

Innenminister Fathi Ali Bashagha räumte bei einer Pressekonferenz ein "Sicherheitschaos" in Libyen ein. Das Land sei "außer Kontrolle", diese Lage biete einen "fruchtbaren Boden" für den IS.

Zugleich machte er ausländischen Geheimdiensten schwere Vorwürfe: Einige von diesen stünden mit bewaffneten Gruppen in Libyen, nicht aber mit der Regierung in Kontakt. Außenminister Siala sagte, die Vereinten Nationen müssten das gegen Libyen verhängte Waffenembargo zumindest teilweise wieder aufheben. "Das ist notwendig, um Sicherheit zu garantieren und den Terrorismus zu bekämpfen."

Der Leiter der UNO-Mission in Libyen (UNSMIL), Ghassan Salame, sprach von einem "feigen Terroranschlag" und versprach eine Zusammenarbeit mit den Libyern im Kampf gegen "Terrorgruppen". Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini warnte, der Angriff bedrohe die ohnehin fragile Sicherheitslage in Tripolis weiter.

Chaos nach Gaddafi

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht Chaos in Libyen. Die international anerkannte Regierung ist schwach und hat weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Ihre Autorität wird von einer Gegenregierung infrage gestellt.

Der IS konnte sich im Chaos von 2015 in der Küstenstadt Sirte zunächst festsetzen. Erst nach monatelangen Kämpfen konnte die Dschihadistenmiliz aus der Stadt vertrieben werden.

Der IS ist aber immer noch in Libyen aktiv und bekannte sich in diesem Jahr zu mehreren Anschlägen.

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