Donald Trump: Mit Vollgas in die Kampfabstimmung

Donald Trump gestikuliert im Dunkeln mit seinen Händen.
"Contested Convention" erstmals seit Jahrzehnten möglich. New York könnte Weichen stellen.

Um Donald Trump noch zu stoppen, greifen seine republikanischen Konkurrenten inzwischen schon nach allen noch verbliebenen Strohhalmen. Millionen an US-Dollar werden in Negativwerbung gegen den Immobilientycoon gesteckt. Doch im Rennen um die Nominierung der Grand Old Party ist der New Yorker immer noch obenauf (siehe unten).

Vor Trumps Augen schwebt dabei stets die eine wichtige Zahl: 1.237. So viele Delegiertenstimmen braucht er, um die nötige Schwelle für eine absolute Mehrheit zu erreichen und somit der offizielle Kandidat am Republikanischen Parteitag in Cleveland zu werden. Doch bis dahin könnte es noch ein weiter Weg werden. Derzeit hält Trump 742 Stimmen.

New York steht an

Die Vorwahl in New York am kommenden Dienstag könnte dabei von großer Bedeutung sein: Hier wären insgesamt 95 republikanische Delegierte zu holen. Sollte Trump hier theoretisch alle Stimmen abräumen, stünde er bei 837 und wäre einen großen Schritt vorangekommen. Ob es ein Heimspiel wird für den polternden Polit-Neuling, steht noch in den Sternen. In seinem Heimatstaat führt Trump in den Umfragen zwar deutlich, Ted Cruz und auch der abgeschlagene John Kasich wollen ihm aber unter Ausnutzung der Feinheiten des Wahlsystems zumindest einen Teil der Delegierten abjagen, um einen Durchmarsch Trumps zu verhindern. Und damit stünde einer Kampfabstimmung am Parteitag im Juli nur mehr wenig im Wege.

Bei einem solchen Parteitag ("Brokered Convention" oder "Contested Convention") käme es zu internen Wahlgängen, aus denen jeder Kandidat als Sieger hervorgehen könnte. Es wird so lange abgestimmt, bis eine Mehrheit herauskommt. Das wäre aber ein enormer Ausnahmefall - seit Jahrzehnten gab es keine solche Kampfabstimmung mehr.

Die letzte „Brokered Convention“ fand bei den Demokraten 1952 (Adlai Stevenson) und den Republikanern 1948 (Thomas Dewey) statt. Auch 1976 hatten weder Gerald Ford noch Ronald Reagan eine Mehrheit, Ford entschied aber bereits den ersten Wahlgang am Parteitag für sich. Detail am Rande: Keine dieser drei "Brokered" Bewerber entschied am Ende die Präsidentschaftswahl für sich.

Umstrittenes Regelwerk

Die Einführung der Vorwahlen sollte solche Abstimmungen eigentlich überflüssig machen. Das heutige System führt üblicherweise dazu, dass die Kandidaten Monate vor den Parteitagen feststehen. Die alten Abläufe bleiben jedoch für den Fall erhalten, dass niemand eine Mehrheit erreicht - möglich ist das nun diesen Sommer.

Grob sieht der Ablauf bei den Republikanern so aus, dass sich die Delegierten beim ersten Wahlgang an die Ergebnisse der Vorwahl in ihrem Bundesstaat halten müssen. Sollte Trump hier die nötige Stimmenzahl erhalten, wird er Kandidat. Ist dies allerdings nicht der Fall, werden viele der Delegierten - je Bundesstaat - von ihrer Pflicht entbunden. Sollte es auf dem Parteitag in Cleveland zu einem zweiten oder weiteren Wahlgängen kommen, können die meisten Delegierten für den Kandidaten stimmen, den sie für am geeignetsten halten. Und das ist oft eben nicht Trump. Die "Washington Post" hat errechnet: Trump kann praktisch nur dann Kandidat werden, wenn er es schon vor dem Parteitag schafft, die 1237 Stimmen zu sammeln.

Was passiert, wenn..?

Der schlimme Streit unter den Konservativen würde der wahrscheinlichen Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, in die Hände spielen: Wer sich am Ende die Kandidatur sichert, hätte schon allein weniger Zeit, um gegen sie Wahlkampf zu führen.

Die Regeln der "Brokered Convention" sind zudem so lange nicht mehr angewandt worden, dass sich selbst Partei-Insider mit den Einzelheiten erst vertraut machen müssen. In Washington versuchen nun die jeweiligen Wahlkampfteams, im Kleingedruckten Vorteile herauszuschinden.

Regel 40 birgt dabei besonderen Sprengstoff. Sie besagt, dass jeder Kandidat eine Mehrheit der Delegierten in mindestens acht Bundesstaaten vorweisen können muss. Damit könnte ausgerechnet John Kasich, der letzte verbliebene Hoffnungsträger des gemäßigten Establishments, von der Abstimmung ausgeschlossen werden, sollte er nicht noch sieben Bundesstaaten gewinnen.

Sollte Trump hingegen zwar die Mehrzahl der Delegierten gewinnen, aber nicht Kandidat werden, dürfte zudem die Wut seiner Anhänger auf das Partei-Establishment erst recht keine Grenzen kennen. Er selbst warnte vor Gewalt, sollte er nicht nominiert werden: "Dann würde es Krawalle geben, glaube ich", sagte er dem Sender CNN.

Die US-Vorwahlen in 50 Staaten, dem Hauptstadtbezirk Washington DC und fünf Außengebieten sollen je einen Präsidentschaftskandidaten der beiden großen Parteien herausfiltern. Der derzeitige Stand laut dpa:

Bei den Demokraten:

- Hillary Clinton: 1.305 Delegierte
- Bernie Sanders: 1.086 Delegierte

Notwendig zur Nominierung: 2.383 Delegierte

Bei den Republikanern:


- Donald Trump: 742 Delegierte
- Ted Cruz: 516 Delegierte
- John Kasich: 143 Delegierte
- Marco Rubio: 171 Delegierte (aus dem Rennen vorerst ausgestiegen)
- Ben Carson: 8 Delegierte (aus dem Rennen ausgestiegen)
- Jeb Bush: 4 Delegierte (aus dem Rennen ausgestiegen)
- Carly Fiorina: 1 Delegierter (aus dem Rennen ausgestiegen)
- Rand Paul: 1 Delegierter (aus dem Rennen ausgestiegen)
- Mike Huckabee: 1 Delegierter (aus dem Rennen ausgestiegen)

Aus dem Rennen ausgestiegene Kandidaten behalten ihre gebundenen Delegierten bis zum Parteitag.
Notwendig zur Nominierung: 1.237 Delegierte

Kommentare