Deutschland: Wo Journalisten die Regie führen

Deutschland: Wo Journalisten die Regie führen
Die deutsche Regierung stellt sich drei Mal wöchentlich den Fragen der Journalisten – seit mehr als 70 Jahren.

Die Kulisse ist vielen aus Zeitung und Fernsehen bekannt, was aber Wenige wissen: Die Politiker, die in dem Saal vor der blauen Wand sitzen, sind dort bloß Gäste: Die Journalisten der Bundespressekonferenz bestimmen wer und zu welchem Thema sprechen und befragt werden darf.

In einem Bürogebäude, einige hundert Meter von Kanzleramt und Bundestag entfernt, findet eine Veranstaltung statt, die in vielen Ländern unmöglich erscheint: Einer der drei Regierungssprecher sowie einer pro Ministerium stehen auf Einladung der Journalisten drei Mal wöchentlich Rede und Antwort – und das seit mehr als 70 Jahren.

Gegründet wurde die Bundespressekonferenz (BPK) 1949 in Bonn, als Deutschland begann, seine Demokratie wiederaufzubauen. Konrad Adenauer, der erste Bundeskanzler (CDU), beantwortet dort als Gast gerne die Fragen, musste er doch sonst alles mit den Vertretern der Besatzungsmächte abstimmen. Aus Zeitgründen schickte er später schließlich seine Sprecher.

Zwar gab es zuletzt auch in Österreich einen Regierungssprecher, doch der Unterschied zum deutschen Format ist groß: Der Sprecher der Regierung sitzt wie alle Minister neben einem Journalisten am Tisch, der das Wort erteilt, Fragen aufnimmt oder interveniert, wenn ein Gast behauptet, zu einem Thema darf nicht gefragt werden. Überhaupt bleiben alle so lange sitzen, bis die letzte gestellt wurde.

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