Deutschland: Wilde Debatte nach Vorstoß für neue Nationalhymne

Bodo Ramelow.
Linke-Politiker Ramelow: Singe zwar die dritte Strophe des Deutschlandlieds, "kann aber Naziaufmärsche nicht ausblenden".

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich für eine neue Nationalhymne ausgesprochen. „Ich singe die dritte Strophe unserer Nationalhymne mit, aber ich kann das Bild der Naziaufmärsche von 1933 bis 1945 nicht ausblenden“, sagte der prominente Vertreter der Partei Die Linke.

Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall sängen viele Ostdeutsche die Hymne nicht mit, sagte Ramelow weiter. „Ich würde mir wünschen, dass wir eine wirklich gemeinsame Nationalhymne hätten. Bisher hat dieser Wunsch leider immer nur für empörte Aufregung gesorgt.“

Und Aufregung gibt es seit dem gestrigen Donnerstag auch diesmal. Die deutsche Bild Zeitung trommelte prompt: „Finger weg! Wir brauchen keine neue Hymne.“ Auch in einer Online-Umfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung waren rund 83 Prozent gegen eine neue Hymne.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ( CDU) widersprach Ramelow: „Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Emotionen bei unserer Nationalhymne sind. Ich singe sie sehr gern und verbinde damit genau diesen großartigen Teil unserer Geschichte - die friedliche Revolution, Helmut Kohl und die Deutsche Einheit.“ Gerade für die Ostdeutschen habe die Hymne eine besondere Bedeutung.

Vorschlag polarisiert schon länger

Die deutsche Nationalhymne besteht aus der dritten Strophe des Liedes der Deutschen von August Heinrich Hoffman von Fallersleben. (Die Melodie ist jene der Österreichischen Kaiserhymne von Joseph Haydn.)

Ramelow hatte schon 2005 eine neue Hymne vorgeschlagen. Der damalige thüringische CDU-Generalsekretär und heutige CDU-Landesparteiobmann Mike Mohring hatte Ramelow damals „fahrlässigen Umgang mit unseren nationalen Symbolen“ vorgeworfen.

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