Deutschland: Wieder Angriff auf Flüchtlingsheim

Ein Mannschaftswagen der Polizei mit eingeschaltetem Blaulicht steht auf der Straße.
In Hessen wurde ein Containerdorf beschossen. Zahl der Übergriffe steigt.

Eine Flüchtlingsunterkunft im hessischen Hofheim ist am Wochenende von bisher unbekannten Tätern mit einer Druckluftwaffe beschossen worden. Verletzt wurde niemand, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Hintergründe waren noch unklar.

Neun Mal wurde in der Nacht zum Samstag auf ein Fenster im ersten Obergeschoß gefeuert. Die ein bis zwei Millimeter großen Metallkugeln durchschlugen das doppelt verglaste Fenster aber nicht. In dem Containerdorf nahe einer Schule leben derzeit 22 Menschen, die meisten von ihnen bekamen zu der nächtlichen Stunde von den Schüssen nichts mit. Ein Bewohner meldete den Anschlag am nächsten Mittag der Polizei.

Tröglitz

Die Zahl der Angriffe auf bewohnte oder geplante Flüchtlingsunterkünfte ist in Deutschland in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen - und zwar im Osten wie im Westen. 2014 registrierte die Polizei bundesweit 162 rechtsextrem motivierte Angriffe auf Unterkünfte für Asylbewerber, knapp 70 davon in westdeutschen Ländern. Zuletzt zündeten Unbekannte eine geplante Asylunterkunft in Tröglitz in Sachsen-Anhalt an.

Eine Frau mit braunem Haar und braunem Blazer spricht.
epa04514362 State Commissioner for Immigration, Refugees, and Integration Aydan Ozoguz speaks during a debate on the acceptance of refugees at the German parliament in Berlin, Germany, 04 December 2014. EPA/WOLFGANG KUMM
Hass auf Flüchtlinge und Helfer - davon kann auch die Flüchtlingsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Aydan Özoguz, ein Lied singen. Sie kämpft mit ständigen Drohungen und Hassbotschaften. „Ich bekomme Briefe, in denen steht: “Du gehörst am nächsten Baum aufgehängt„“, sagte die SPD-Politikerin in einem Interview der „ Welt am Sonntag“. Sie empfinde das nicht als konkrete Morddrohung, aber es beschäftigte sie. „Die Hassmails gehen nahezu täglich in meinem Büro ein. Die Anfeindungen kommen per Mail, Brief oder über soziale Netzwerke wie Facebook“, sagte Özoguz. Sie habe deswegen bei der Plattform angefragt, ob das Netzwerk nicht gegen bestimmte Personen vorgehen könne - allerdings ohne Erfolg.

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