Dieser Maharadscha will die Covid-Krise wegimpfen
Bescheidenheit gehört nicht zu den Tugenden des 40-jährigen Impfkönigs Adar Poonawalla. Und wenn es nach ihm geht, hilft seine Firma bald auch der EU aus dem Impfschlamassel.
„Ursula Whats-her-name“ nannte er Kommissionspräsidentin von der Leyen im Spiegel. Dem Abgesandten der Times aus London stellte er einen Hubschrauber zur Verfügung, Bilder von ihm mit Prinz Charles und vielen Mächtigen dieser Welt zieren seine Büroräume. Auch einen alten Airbus hat er aufwendigst zur Kommandozentrale umbauen lassen.
Rundfahrt als Batman
Vor fünf Jahren wurde der wahrscheinlich reichste Inder, dessen Vermögen auf elf Milliarden Dollar geschätzt wird, als Batman berühmt. Er wollte seinem damals sechsjährigen Sohn beweisen, dass er persönlich Batman sei. Darum bestellte er in Hollywood Kostüme und ließ in China ein originalgetreues Batmobil maßfertigen. Von seiner publikumswirksamen Rundfahrt durch Pune zehrten indische Zeitungen wochenlang.
Poonawalla und seine Frau Natasha sind eine Art Royal Couple, und viele Inder wussten nicht einmal, womit die Familie ihr Geld verdient. Das soll sich jetzt ändern, denn Adar Poonawalla will als eine Art Retter der Menschheit in die Geschichte eingehen.
Die Poonawallas waren ursprünglich Rennpferdezüchter und lebten schon immer wie die Maharadschas. In den 1960er-Jahren kam Adars Vater Cyrus auf die Idee, ins Impfgeschäft einzusteigen. Damals stellten Mediziner Impfstoffe her, indem sie Pferden Toxine spritzten. Mit dem im Blutserum der Tiere gebildeten Antikörpern konnten dann auch Menschen immunisiert werden.
Die Firma wuchs und wuchs und wurde schließlich zum weltweit größten Impfstoffhersteller. Heute behauptet Poonawalla, dass er seit Jahren mit einer Pandemie gerechnet habe.
Und dann kam die Corona-Krise. Bereits im Frühjahr 2020 schloss sein Serum Institute of India Partnerschaften mit Novovax und Codagenix aus den USA und mit Astra Zeneca, zusammen mit der Universität Oxford.
Im Mai 2020 kam eine Probe des Impfstoffs ChAdOx1 nCOV-19 aus Oxford. Diese Zellkultur wurde von Poonawallas Wissenschaftern millionenfach repliziert.
Gigantische Wette
Das war eine gigantische Wette, denn zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, ob daraus jemals ein Impfstoff werden würde. 800 Millionen Dollar setzte der Inder ein, um zum gegebenen Zeitpunkt produzieren zu können. Der indische Staat hielt sich komplett heraus.
Während andere Impfstoffproduzenten in ihren Werken mit großen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hatten, produzieren die Bioreaktoren in Pune Tausende Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs pro Minute.
Im weltweiten Verteilungskampf ist Poonawalla mittlerweile eine zentrale Figur. Denn er könnte auch jeden anderen Impfstoff produzieren. Sein Kerngeschäft ist es ja, große Mengen Impfstoff in kürzester Zeit herzustellen. Er habe „Drohungen erhalten und eine Reihe Angebote aus aller Welt“. Dabei geht es ihm offenbar vor allem um seinen „Ruhm“.
Das Serum Institut
Serum Institute of Indida
Das Unternehmen wurde 1966 von Cyrus Poonawalla gegründet und produziert unter der Leitung seines Sohnes Adar (40) in der westindischen Stadt Pune zirka 1,5 Milliarden Impfdosen pro Jahr. 65 Prozent aller Kinder weltweit werden zumindest einmal im Leben mit Vakzinen aus Indien gegen Polio, Diphtherie oder Masern geimpft
SARS-CoV-2 Impfstoffe
Seit März 2020 wurden 800 Millionen Dollar in die Entwicklung und Erzeugung von Covid-Impfstoffen gesteckt. Seit Jänner darf das Institut produzieren, u. a. den Astra Zeneca Impfstoff
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