Deal mit US-Justiz besiegelt: Julian Assange ist "freier Mann"

Deal mit US-Justiz besiegelt: Julian Assange ist "freier Mann"
Überraschende Wende: Wikileaks-Gründer Assange hat sich teils schuldig bekannt. Im Gegenzug bleibt ihm eine weitere Haft in den USA erspart.

Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach Angaben der Enthüllungsplattform WikiLeaks frei. Assange habe das Hochsicherheitsgefängnis bei London, in dem er seit fünf Jahren inhaftiert war, und Großbritannien verlassen, erklärte die Enthüllungsplattform in der Nacht auf Dienstag. 

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass sich Assange laut Gerichtsdokumenten mit der US-Justiz auf ein Schuldbekenntnis geeinigt hat.

Deal auf den Marianen-Inseln besiegelt

Ein US-Gericht hat den Deal zwischen WikiLeaks-Gründer Julian Assange und der amerikanischen Justiz im Zusammenhang mit Spionagevorwürfen abgesegnet und seine Freilassung besiegelt. Das berichteten die BBC und der britische "Guardian" am Mittwoch übereinstimmend aus dem Gerichtssaal auf der Marianen-Insel Saipan, einem US-Außengebiet im Pazifik. Demnach kommt der 52-Jährige im Gegenzug für ein Schuldbekenntnis nach seiner in Großbritannien verbüßten Haft auf freien Fuß.

Die zuständige Richterin Ramona Manglona sagte nach Angaben der anwesenden Reporter, Assange könne "den Gerichtssaal als freier Mann verlassen". Assange ist der Protagonist eines großen Spionageskandals. 2006 hatte der Australier die Plattform WikiLeaks gegründet mit der Mission, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen. Von 2010 an veröffentlichte WikiLeaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning. Die USA warfen Assange in der Folge vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

In einem Video rief die Ehefrau von Julian Assange dessen Unterstützer zur Hilfe für den Wikileaks-Gründer nach seiner Freilassung auf. "Wir beabsichtigen, einen Notfallfonds einzurichten für Julians Gesundheit und Genesung", sagte Stella Assange in dem Clip, der in der Nacht auf Dienstag auf YouTube veröffentlicht wurde. 

"Ich bitte Euch, wenn Ihr könnt, einen Beitrag zu leisten und uns beim Übergang in diese neue Phase der Freiheit von Julian zu helfen."

Das Video wurde den Angaben zufolge am 19. Juni aufgezeichnet. Darin steht Stella Assange vor dem Londoner Gefängnis Belmarsh, in dem Assange mehr als fünf Jahre inhaftiert war. Wikileaks-Chef Kristinn Hrafnsson sagt: "Wenn Ihr dies seht, heißt das, dass er draußen ist", hieß es.

"Bin dankbar, dass das Martyrium meines Sohnes endlich ein Ende findet"

"Ich bin dankbar, dass das Martyrium meines Sohnes endlich ein Ende findet", zitierte der australische Sender ABC am Dienstag aus einer Mitteilung der Mutter des WikiLeaks-Gründers, Christine Assange. "Das zeigt, wie wichtig und mächtig stille Diplomatie ist." 

Assanges Vater John Shipton sagte der ABC, alles deute darauf hin, dass sein Sohn nach Australien zurückkehren könne: "Soweit ich es verstehe, wird Julian ein normales Leben mit seiner Familie und seiner Frau Stella führen können." Shipton dankte allen Unterstützern und speziell dem australischen Premierminister Anthony Albanese. Der Regierungschef, der sich für eine Lösung in dem Fall eingesetzt hatte, äußerte sich bisher nicht öffentlich.

Die US-Regierung wirft Assange vor, mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. 

Assanges Unterstützer sehen ihn hingegen wegen der Aufdeckung von US-Kriegsverbrechen im Visier der Justiz aus Washington. Bei einer Verurteilung ohne eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft könnten Assange wegen Spionage bis zu 175 Jahre Haft drohen.

Kinder von Assange wissen noch nicht Bescheid

Die Kinder von Julian Assange wissen bisher nicht über die Freilassung ihres Vaters aus jahrelanger Haft Bescheid. "Ich habe ihnen nur gesagt, dass es eine riesige Überraschung gibt", sagte Stella Assange, am Dienstag der BBC in einem Interview aus Sydney. Sie habe lediglich auf dem Weg zum Flughafen in London erzählt, dass die Familie nach Australien fliege, um ihre Großeltern zu treffen.

Die Kinder hätten ihren Vater nie außerhalb seines Londoner Hochsicherheitsgefängnisses gesehen. "Alle ihre Interaktionen mit Julian haben in einem Besucherraum im Gefängnis Belmarsh stattgefunden", sagte Stella Assange. "Es war immer nur für etwas mehr als eine Stunde. Es war sehr restriktiv."

Weil der Deal, den Assange mit der US-Justiz geschlossen hat, so heikel sei und noch von einer US-Richterin abgesegnet werden müsse, sei die Familie sehr vorsichtig vorgegangen. "Sie wissen es immer noch nicht. Wir sind sehr vorsichtig, denn natürlich kann niemand einen Fünf- und einen Siebenjährigen davon abhalten, es jederzeit von den Dächern zu schreien", sagte Stella Assange.

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