Coronavirus: Experten halten Madrids Maßnahmen für unzureichend

Coronavirus: Experten halten Madrids Maßnahmen für unzureichend
"In einer dicht besiedelten Stadt wie Madrid macht es wenig Sinn, einzelne Stadtgebiete abzuriegeln"

Gesundheitsexperten halten die Maßnahmen der Regionalregierung Madrids zur Eindämmung der steigenden Corona-Zahlen für unzureichend und unwirksam. "Sie haben kein solides epidemiologisches Fundament, sie sind unverantwortlich im Hinblick auf die öffentliche Gesundheit und werden Leiden bereiten sowie Leben kosten", wurde am Samstag der Epidemiologe und frühere Krisendirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Daniel Lopez Acuna, zitiert.

Am Vortag hatte die konservative Regionalregierung der Stadt den Rat der linken Zentralregierung missachtet, fast die ganze Hauptstadt abzuriegeln. Stattdessen ordnete sie nur die Ausweitung bereits bestehender Beschränkungen der Bewegungsfreiheit von 37 auf 45 Gebiete an. Es handelt sich vorwiegend um besonders dicht besiedelte ärmere Wohngebiete. Die Stadtregierung befürchtet, dass die Wirtschaft durch einen neuen Lockdown wie im Frühjahr völlig in die Knie gehen könnte.

Es hagelt Kritik

Auch der Wissenschafter des nationalen Zentrums für Biotechnologie, Saul Ares, lässt kaum ein gutes Haar an der Strategie der Regionalregierung. "In einer dicht besiedelten Stadt wie Madrid macht es wenig Sinn, einzelne Stadtgebiete abzuriegeln, die oft nur durch einen Gehsteig voneinander getrennt sind", sagte er der Zeitung El Pais. Zudem liege die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen in Madrid schon lange über der Marke, ab derer mit Entschlossenheit hätte gehandelt werden müssen, betonte Ares. Zurzeit liegt diese Zahl bei 720.

Spanien ist in Westeuropa im Hinblick auf die absoluten Infektionszahlen das am härtesten von der Corona-Pandemie getroffene Land. Bis Freitag wurden mehr als 715.000 Corona-Infektionen und mehr als 31.000 Todesopfer gezählt.

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