Coronavirus: EU-Parlament in Straßburg abgesagt

Straßburg
Auch die Arbeit in Brüssel ist bestimmt durch das Coronavirus. Publikum muss im Parlament in Brüssel überhaupt vorerst draußen bleiben.

Die Angst vor dem Corona-Virus hat das Herz der europäischen Hauptstadt Brüssel erreicht – die EU-Institutionen. Das EU-Parlament ergriff deshalb eine äußerst ungewöhnliche Maßnahme: Das für kommende Woche im EU-Parlament in Straßburg geplante Plenum wird abgesagt.

Stattdessen wird es in Brüssel stattfinden – aber auch hier unter besonders strengen Anti-Corona-Maßnahmen:

Für Publikum bleibt das Parlament in Brüssel drei Wochen lang überhaupt zu.

Corona-frei schriftlich zu bestätigen

Nur Mitarbeiter dürfen hinein, Journalisten nur zum Teil: Jene, die Verwandte in den besonders betroffenen Regionen in Italien haben; müssen draußen bleiben. Alle andere, die ins Parlament wollen, müssen beim Hineingehen schriftlich versichern, dass sie Corona-frei sind. Und Parlamentsmitarbeiter erhielten überhaupt das Verbot in Regionen auf Urlaub zu fahren, wo es besonders viele Corona-Fälle gibt.

Begründung der Parlamentsführung: Die Infektion breite sich weiter aus – in Belgien gibt es derzeit 59 Fälle. Sollten die aus ganz Europa stammenden rund 700 Abgeordneten oder deren knapp 5000 Mitarbeiter gezwungen sein, dann wegen Ansteckung 14 Tage unter Quarantäne zu bleiben, wäre dies leichter in Brüssel zu handhaben als in Hotelzimmern in Straßburg.

Alles zu den aktuellen Entwicklungen rund um die Ausbreitung des Coronavirus finden Sie hier:

Keine Kostenersparnis 

Doch wer glaubt, das EU-Parlament spare sich mit dem Wegfall des allmonatlichen Wanderzirkusses von Brüssel nach Straßburg und retour viel Geld, der irrt. Fällt das Plenum aus, muss an Frankreich Strafe gezahlt werden. Und zwar gleich so viel, dass die Pönnale weit teurer als die Hin- und Herreise kostet.

Geschehen zuletzt vor zwölf Jahren. Damals musste die EU-Abgeordneten in Brüssel bleiben, weil ihnen in Straßburg in einem der Säle buchstäblich die Decke auf den Kopf zu fallen drohte.

Unbestreitbarer Gewinner der gestrichenen Straßburg-Woche: Die Umwelt. Zwar fahren die meisten EU-Abgeordneten meistens mit dem Zug nach Straßburg, doch viele Tonnen Papier und Material werden stets in Lkw auf der Straße hin-und her gekarrt.

Vorbereitungen auf "Home office"

Ein erster Höhepunkt der Corona-Krise wird in Belgien für Mitte bis Ende April erwartet. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die nächsten Sitzungen in Straßburg ins Wasser fallen könnten. Von einigen Parlamentsmitarbeitern ist überhaupt zu hören: Man bereite sich darauf vor, vielleicht in den kommenden Wochen die Arbeit im "home office" zu erledigen. Schließlich sei nicht auszuschließen, dass das Parlament in Brüssel vorübergehend ganz schließt.

Bisher wurden in den EU-Institutionen erst zwei Falle publik: Ein Mitarbeiter des Rates und einer im Auswärtigen Dienst.

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