Clinton: Putin wollte sich persönlich rächen

Ein Porträt von Hillary Clinton vor einer amerikanischen Flagge.
Die unterlegene US-Präsidentschaftskandidatin äußerte sich erstmals seit der Wahl zu den russischen Cyber-Attacken und zu dem Brief von FBI-Direktor Comey.

Die unterlegene US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat laut einem Zeitungsbericht dem russischen Staatschef Wladimir Putin eine Mitschuld an ihrer überraschenden Niederlage gegeben. Ihr Scheitern bei der Wahl am 8. November sei das Ergebnis von zwei "beispiellosen" Ereignissen, sagte Clinton laut einem Bericht der New York Times (NYT) vom Freitag am Vorabend bei einem Abendessen mit Wahlkampf-Spendern.

"Angriff gegen unser Land"

Dabei handle es sich um den russischen "Angriff gegen unser Land" und die Wiederaufnahme von Ermittlungen zu ihrer E-Mail-Affäre durch den FBI-Chef James Comey elf Tage vor der Wahl, sagte Clinton dem Bericht zufolge. Die Hackerangriffe auf Clintons Wahlkampfmanager John Podesta führte die US-Demokratin darauf zurück, dass Putin einen "persönlichen Streit" mit ihr habe. Er trage ihr nach, dass sie die russische Parlamentswahl 2011 als manipuliert kritisiert habe.

"Putin hat mich öffentlich für den Wutausbruch seines eigenen Volkes verantwortlich gemacht", zitierte die "NYT" Clinton. Wahlentscheidend sei auch das Vorgehen von FBI-Chef Comey gewesen. Dieser hatte rund zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl den Kongress informiert, dass seine Behörde im Zusammenhang mit Clintons E-Mail-Affäre neu aufgetauchte Korrespondenz prüfe. Zwei Tage vor der Wahl erklärte Comey dann, in den neu entdeckten E-Mails seien keine Hinweise auf strafbare Handlungen gefunden worden.

Zu dem Cyberangriff auf Podestas E-Mailkonto hatte der Sender NBC News am Mittwoch berichtet, Putin selbst habe Anweisungen für den Umgang mit den gehackten E-Mails gegeben. Der russische Staatschef habe dies anfänglich aus Rache getan, weil die Demokratin als Außenministerin öffentlich die Rechtmäßigkeit der russischen Wahl von 2011 in Frage gestellt habe, meldete der Sender unter Berufung auf zwei hochrangige Geheimdienstverantwortliche.

Russland dementiert

Später habe Putin dann sein Vorgehen ausgeweitet, um das politische System in den USA als korrupt darzustellen, hieß es in dem Beitrag weiter. Putins Sprecher Dmitri Peskow wies die Vorwürfe als "lächerlichen Unsinn" zurück. Auch der designierte US-Präsident Donald Trump stellte in Abrede, dass Russland hinter den Cyberangriffen auf die US-Demokraten stecke.

Die US-Regierung des Demokraten Barack Obama machte hingegen ebenfalls die russische Regierung für die Hackerangriffe verantwortlich. Präsidentenberater Ben Rhodes sagte, "nichts von derartiger Tragweite" geschehe innerhalb der russischen Regierung, ohne dass Putin davon wisse. Präsident Obama drohte Russland einen nicht näher bezeichneten Gegenschlag an.

FBI teilt Vorwürfe an Russland

Die Vorwürfe einer Beeinflussung der US-Präsidentenwahl durch Cyberangriffe seitens Russlands werden auch vom FBI geteilt. Das berichtet die Washington Post am Freitag. Die Bundespolizei hatte sich Geheimdiensterkenntnissen der CIA bisher nicht angeschlossen.

Die Zeitung berichtet nun, auch der nationale Geheimdienstdirektor James Clapper gehe von russischen Hackerangriffen aus, die die Wahl zum Wohle des Republikaners Donald Trump hätten beeinflussen sollen. Die Washington Post zitiert aus einem internen Schreiben von CIA-Direktor John Brennan. Dort schreibt er, er sei sich nach einem Treffen mit Clapper und FBI-Direktor James Comey einig über die russischen Absichten, die Wahl zu beeinflussen. Das gelte für ihre Absicht, ihr Ausmaß und ihre Anlage.

Trump hatte die bisherigen Erkenntnisse und Vorhalte bisher rundweg abgetan. Einige Abgeordnete der Republikaner hatten in den vergangenen Tagen zu seiner Verteidigung angeführt, das FBI habe sich den Vorwürfen der CIA nicht angeschlossen.

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