Claudia Plakolm: „Das hat in Österreich nichts verloren“
Diese Woche wurde im Parlament jenes Vorhaben beschlossen, für das vor allem ÖVP-Integrationsministerin Claudia Plakolm steht: das Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren.
Neben den Regierungsparteien ÖVP, SPÖ und Neos stimmten auch die Freiheitlichen dafür. Es tritt am 1. September 2026 in Kraft.
KURIER: Frau Plakolm, jetzt wurde das Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren beschlossen. Warum war das der Regierung und vor allem Ihnen so wichtig?
Claudia Plakolm: Es geht hier um die Rechte von Kindern. Als Familien- und Jugendministerin ist es mir wichtig, dass Mädchen und Burschen gleichberechtigt aufwachsen, insbesondere in den Schulen. Dass sie ihre Persönlichkeit entfalten können, ohne Druck ausgesetzt zu sein. Jedes Mädchen hat in Österreich die gleichen Rechte und soll sichtbar aufwachsen können.
Ist das Kopftuchverbot nun ein Zeichen, um eine Linie gegenüber dem Islam zu ziehen, oder geht es nur um die Kinderrechte?
Es geht darum, Mädchen vor Unterdrückung zu schützen und ihnen ein sichtbares Aufwachsen zu ermöglichen. Es gibt leider extremistische Tendenzen in unserer Gesellschaft, die Mädchen und Frauen unsichtbar machen wollen. Der Druck kommt nicht nur von der eigenen Familie, sondern auch von Social Media, wo Hassprediger vorschreiben wollen, wie sich Mädchen „ehrenhaft“ kleiden sollen.
Aber da sind wir doch beim Islam?
Es geht uns darum, Mädchen in ihrer Selbstbestimmung zu stärken. Wenn es ein religiöses Symbol gibt, das Mädchen unsichtbar macht, das Mädchen in der entscheidenden Phase ihres Lebens in der persönlichen Entwicklung behindert, dann müssen wir dieses Symbol klar benennen. In diesem Fall ist es das Kopftuch nach islamischer Tradition.
Zum ausführlichen Interview mit Ministerin Claudia Plakolm
KURIER: Frau Plakolm, jetzt wurde das Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren beschlossen. Warum war das der Regierung und vor allem Ihnen so wichtig?
Claudia Plakolm: Es geht hier um die Rechte von Kindern. Als Familien- und Jugendministerin ist es mir wichtig, dass Mädchen und Burschen gleichberechtigt aufwachsen, insbesondere in den Schulen. Dass sie ihre Persönlichkeit entfalten können, ohne Druck ausgesetzt zu sein. Jedes Mädchen hat in Österreich die gleichen Rechte und soll sichtbar aufwachsen können.
Ist das Kopftuchverbot nun ein Zeichen, um eine Linie gegenüber dem Islam zu ziehen, oder geht es nur um die Kinderrechte?
Es geht darum, Mädchen vor Unterdrückung zu schützen und ihnen ein sichtbares Aufwachsen zu ermöglichen. Es gibt leider extremistische Tendenzen in unserer Gesellschaft, die Mädchen und Frauen unsichtbar machen wollen. Der Druck kommt nicht nur von der eigenen Familie, sondern auch von Social Media, wo Hassprediger vorschreiben wollen, wie sich Mädchen „ehrenhaft“ kleiden sollen.
Aber da sind wir doch beim Islam?
Es geht uns darum, Mädchen in ihrer Selbstbestimmung zu stärken. Wenn es ein religiöses Symbol gibt, das Mädchen unsichtbar macht, das Mädchen in der entscheidenden Phase ihres Lebens in der persönlichen Entwicklung behindert, dann müssen wir dieses Symbol klar benennen. In diesem Fall ist es das Kopftuch nach islamischer Tradition.
Von Kritikern kommt da auch der Einwand, dass auch die Kreuze in den Schulen infrage gestellt werden, wenn das Kopftuch als religiöses Symbol verboten wird.
Das halte ich für eine Themenverfehlung. Wir wissen genau, welches religiöse Symbol Mädchen in ihrer Entwicklung einschränkt. Das ist nicht ein Kreuzketterl, das sind auch nicht die Kreuze an der Wand in den Klassenzimmern. Es ist auch nicht die Kippa bei Burschen im Judentum. Beim Kinderkopftuch ist das anders: Wenn ein Mädchen es mit neun oder zehn Jahren tragen muss, wird es dieses auch als erwachsene Frau kaum ablegen können. Das Kopftuchverbot gilt für alle Schulen, auch für konfessionelle. In den Schulen sollen unsere Werte der nächsten Generation vorgelebt werden. Dazu zählt die Gleichberechtigung, und dazu zählt, dass Mädchen ein selbstbestimmter Teil unserer Gesellschaft sind.
Das Kopftuchverbot spielt natürlich auch beim Thema Integration hinein. Sie sind auch Integrationsministerin und fahren einen härteren Kurs als Ihre Vorgänger. Was schwebt Ihnen da vor?
Integration wurde in den vergangenen Jahren oft als Einladung verstanden. Als Katalog, den ich erhalte, wenn ich nach Österreich komme, wo ich mir dann Kurse ohne eine Verpflichtung aussuchen kann. Das soll sich ändern. Es ist wichtig, dass wir die Verbindlichkeiten erhöhen, dass wir ein verpflichtendes Integrationsprogramm einführen, wie im Regierungsprogramm festgelegt.
Wie ist das angelegt?
Es gibt drei Säulen – Deutsch, Arbeit und Werte. Deutsch zu lernen, erwarten wir von allen Generationen. Das ist die Grundlage für unser Zusammenleben. Arbeit ist wichtig, damit die Menschen sich selbst erhalten können und nicht von Sozialleistungen leben müssen. Und es geht um die Werte unseres Zusammenlebens, dass sich diese Menschen auch mit unserem Land identifizieren können.
Die 31-jährige Oberösterreicherin wurde 2017 mit 22 Jahren als jüngste Nationalratsabgeordnete angelobt. 2021 wurde sie Staatssekretärin. Seit März ist sie ÖVP-Ministerin im Team von Kanzler Stocker.
Nehmen wir die Säule Deutsch her. Da wurden Sie von Wiens SPÖ-Stadtrat Peter Hacker schwer kritisiert, weil der Bund zu wenig Deutschkurse anbiete.
Den Vorwurf, dass der Bund zu wenige Deutschkurse anbietet, lasse ich mir nicht gefallen. Auch nicht die Steuerzahler, die dafür aufkommen. Mehr als die Hälfte der Deutschkurse des Integrationsfonds werden in Wien angeboten, man kann hier definitiv nicht davon sprechen, dass Wien benachteiligt ist. Da haben wir einfach politisch einen gewissen Auffassungsunterschied. Wien hat in den vergangenen Jahren auch Kurse gefördert, wenn keine Bereitschaft zur Integration da war, wenn Menschen ihren Kurs abgebrochen haben, wenn sie nicht einmal die Grundanwesenheit, die Voraussetzung ist, zusammengebracht haben. Aber da gibt es jetzt ja eine gewisse Änderung. Wir sind der Meinung, dass es eine Verbindlichkeit braucht, dass wir nicht die 17. Kurswiederholung zulassen können. Wer seinen Deutschkurs nicht absolviert, wer nicht hingeht, der muss mit Verwaltungsstrafen bis hin zu Einbußen bei der Sozialhilfe rechnen.
Hat es in der Zwischenzeit schon eine Aussprache mit Peter Hacker gegeben?
Auf operativer Ebene, das zuständige Magistrat und der Integrationsfonds arbeiten sehr konstruktiv zusammen. Politisch wird da sehr gerne Öl ins Feuer gegossen. Ein direktes Gespräch hat es bisher nicht gegeben, aber Stadtrat Hacker hat mich dazu auch noch nicht eingeladen.
Bei all dem wird die Sozialhilfereform ein großes Thema sein. Die soll ja bundesweit vereinheitlicht werden. Wo steht man da?
Die Sozialhilfereform liegt in der Verantwortung der Sozialministerin. Sie hat dazu die Gespräche mit den Bundesländern gestartet. Ein wichtiger Bestandteil wird da beispielsweise das verpflichtende Integrationsprogramm sein.
Von Kritikern kommt da auch der Einwand, dass auch die Kreuze in den Schulen infrage gestellt werden, wenn das Kopftuch als religiöses Symbol verboten wird.
Das halte ich für eine Themenverfehlung. Wir wissen genau, welches religiöse Symbol Mädchen in ihrer Entwicklung einschränkt. Das ist nicht ein Kreuzketterl, das sind auch nicht die Kreuze an der Wand in den Klassenzimmern. Es ist auch nicht die Kippa bei Burschen im Judentum. Beim Kinderkopftuch ist das anders: Wenn ein Mädchen es mit neun oder zehn Jahren tragen muss, wird es dieses auch als erwachsene Frau kaum ablegen können. Das Kopftuchverbot gilt für alle Schulen, auch für konfessionelle. In den Schulen sollen unsere Werte der nächsten Generation vorgelebt werden. Dazu zählt die Gleichberechtigung, und dazu zählt, dass Mädchen ein selbstbestimmter Teil unserer Gesellschaft sind.
Das Kopftuchverbot spielt natürlich auch beim Thema Integration hinein. Sie sind auch Integrationsministerin und fahren einen härteren Kurs als Ihre Vorgänger. Was schwebt Ihnen da vor?
Integration wurde in den vergangenen Jahren oft als Einladung verstanden. Als Katalog, den ich erhalte, wenn ich nach Österreich komme, wo ich mir dann Kurse ohne eine Verpflichtung aussuchen kann. Das soll sich ändern. Es ist wichtig, dass wir die Verbindlichkeiten erhöhen, dass wir ein verpflichtendes Integrationsprogramm einführen, wie im Regierungsprogramm festgelegt.
Wie ist das angelegt?
Es gibt drei Säulen – Deutsch, Arbeit und Werte. Deutsch zu lernen, erwarten wir von allen Generationen. Das ist die Grundlage für unser Zusammenleben. Arbeit ist wichtig, damit die Menschen sich selbst erhalten können und nicht von Sozialleistungen leben müssen. Und es geht um die Werte unseres Zusammenlebens, dass sich diese Menschen auch mit unserem Land identifizieren können.
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