Spionage-Affäre wie zu Zeiten des Kalten Kriegs

Ein Mann mit blau gestreiftem Hemd sitzt an einem Tisch.
Moskau ließ mutmaßlichen Agenten auffliegen – und enthüllte nun die Identität des örtlichen CIA-Büroleiters. Ein schweres „diplomatisches Foul“.

Zwischen den USA und Russland kriselt es wieder gewaltig. Der Grund ist eine Spionageaffäre in Russland. Laut dem dortigen Geheimdienst FSB wurde ein Mann verhaftet und zur „unerwünschten Person“ erklärt. Es soll sich um den CIA-Agenten Ryan Fogle handeln, der versucht haben soll, mit viel Geld FSB-Mitarbeiter zum Seitenwechsel zu bewegen. Bei seiner Festnahme diese Woche seien große Mengen an Bargeld, Spionage-Technik und Perücken gefunden worden.

Moskau ging dann noch einen Schritt weiter und gab die Identität des Moskauer CIA-Büroleiters preis. Das widerspricht den bisherigen Gepflogenheiten und kann als schweres „diplomatisches Foul“ bezeichnet werden. Bereits vor zwei Jahren, so ein FSB-Sprecher, sei der Büroleiter gewarnt worden vor „provokanten Schritten zur Rekrutierung russischer Sicherheitskräfte“. In diesem Zusammenhang nannte er den vollen Namen des örtlichen CIA-Oberen. Zudem sei bereits im Jänner ein US-Spion wegen „ähnlicher Handlungen“ des Landes verwiesen worden.

Nach einem Bericht der russischen Zeitung Kommersant recherchierte Ryan Fogle, der in der politischen Abteilung der US-Botschaft in Moskau tätig gewesen sein soll, nach den Anschlägen beim Bostoner Marathon – drei Menschen starben am 15. April, 260 weitere wurden verletzt. Dabei habe er einen russischen Agenten in der Kaukasus-Region kontaktiert, aus der die Attentäter, die Zarnajew-Brüder, stammen.

„Rote Linie überschritten“

Der Sprecher von Kreml-Chef Wladimir Putin, Dmitri Peskow, meinte zu der gesamten Affäre: „Das ist kein Beitrag im weiteren Prozess einer Festigung des gegenseitigen Vertrauens.“ Im russischen Außenamt formulierte man weit schärfer und ortete eine „Handlung im Geist des Kalten Krieges“. Ein FSB-Agent sah sogar ein „rote Linie überschritten“.

Vor drei Jahren war ein russischer Spionagering in den USA zerschlagen worden. Die elf Mitglieder wurden verhaftet (einer konnte fliehen) und verurteilt. In einer spektakulären Aktion wurden sie später auf dem Flughafen in Wien gegen vier in Russland festgehaltene US-Agenten ausgetauscht.

„Agentin 90-60-90“

Bekannt geworden ist damals die Spionin Anna Chapman. Wegen ihrer attraktiven Erscheinung wurde sie von Medien schnell als„Russlands schärfste Waffe“ bezeichnet – und als „Agentin 90-60-90“. Nach ihrer Rückkehr nach Moskau posierte sie für die russische Version des Magazins Maxim (siehe Bild). Zudem arbeitete sie als Model.

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