Chinas Militär zeigt Welt die Muskeln

Erste Militärbasis im Ausland belegt neuen Kurs: Staatschef Xi baut "Armee von Weltklasse" auf.

Chinas Aufstieg zur zweitgrößten Weltwirtschaftsmacht ist vollzogen, politisch verfolgt die kommunistische Führung in Peking ihr nächstes Ziel: Die Volksrepublik soll nicht nur stärkste Militärkraft Asiens bleiben, sondern zur Weltmacht aufsteigen. Diesen Willen unterstreicht Staatschef Xi Jinping mit der Eröffnung der ersten Militärbasis im Ausland, ebenso wie mit einer gigantischen Militärparade in der Inneren Mongolei sowie einer vor Kraft strotzenden Rede in Peking.

Die Militärparade anlässlich des Gründungstages der Volksbefreiungsarmee am 1. August 1927 bot Xi einen symbolträchtigen Auftritt, der vom Staatsfernsehen live um die Welt geschickt wurde: In Tarnuniform nahm der mächtige Staatschef eine Parade von 12.000 Soldaten und mehr als 500 gepanzerten Fahrzeugen und Militärflugzeugen ab. Gut 40 Prozent der präsentierten Waffensysteme wurden erstmals öffentlich gezeigt, darunter Raketen-Modelle für Atomschläge.

Krieg führen, "wenn Partei und Volk es braucht"

Der nächste Teil des militärischen Muskelspiels folgte in Peking: Chinas Militär müsse in der Lage sein, einen Krieg zu führen, "wenn Partei und Volk es braucht", tönte Oberbefehlshaber Xi in der Großen Halle des Volkes. Reformen müssten beschleunigt und eine "Armee der Weltklasse" aufgebaut werden. China sei schon jetzt in der Lage, jeden Eindringling zu bezwingen, warnte Xi alle, die sich mit Peking anlegen könnten.

Diesen Willen zur militärischen und politischen Führungskraft belegt auch das neue Militärbudget, dem höchsten in der Geschichte der Volksrepublik. Während die Mannstärke reduziert werden soll, fließt um so mehr Geld in die technische Entwicklung etwa von U-Booten oder Tarnkappenbombern. Zuletzt sorgte eine gemeinsame Übung mit Russland in der Ostsee für Aufregung. Gemeinsam mit der russischen Marine gab es sogar im von Peking weit entfernten Mittelmeer ein gemeinsames Manöver.

"Perlenkette" von Häfen und Basen

China baut seine Bastionen rund um die Welt aus – zu Land mit Hilfe der wirtschaftlichen und militärischen Kooperationen entlang der Seidenstraßen-Routen; zu See mit Häfen, die China von Pakistan über das griechische Piräus bis hin nach Südamerika errichtet oder betreibt. Sie sollen als Art "Perlenkette" eine Anlaufstelle nach der anderen für die Exportmacht bieten – und auch militärisch genutzt werden, wie etwa Helena Legarda, Expertin für Chinas Militär beim China-Institut Mercis in Berlin, annimmt.

Zu dieser Strategie zählt auch Chinas erste Militärbasis im Ausland, die am Dienstag offiziell in Dschibuti eröffnet wurde. Der kleine, stabile Staat Dschibuti liegt strategisch günstig am Schnittpunkt von Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Asien. Chinas Stützpunkt am Horn von Afrika soll zur Sicherung der Schifffahrtswege und für humanitäre Einsätze vor den Küsten des Jemen oder Somalias dienen, so Pekings Darstellung.

Indien hat Angst

Die Führung in Indien, dessen Grenzstreit mit China im Himalaya-Gebiet sich zuletzt gefährlich verschärft hat, sieht das anders. Es befürchtet, dass die Basis in Dschibuti wie Bangladesch, Myanmar und Sri Lanka Teil einer Kette von Militärallianzen und Stützpunkten wird, mit denen China Indien einkreist. Peking winkt ab und verweist auf alle anderen, die in Dschibuti bereits eine Basis haben: USA, Frankreich, Italien, Japan und Spanien; Saudi-Arabien baut noch daran.

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