Hört China die USA von einer Spionagebasis in Kuba ab?

Eine Satellitenschüssel ragt im dichten Wald in Bejucal, Kuba, heraus.
Auf Satellitenbilder ist zu sehen, wie eine vermeintliche Abhörstation in den Hügeln hinter Havanna modernisiert wird. Die USA vermuten China dahinter.

China betreibt nach Angaben eines Vertreters des Weißen Hauses seit Jahren eine Geheimdiensteinheit auf Kuba. "Dies ist in Geheimdienstunterlagen gut dokumentiert", sagte der US-Beamte, der anonym bleiben wollte, noch im Juni. Bei Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden seien dessen Dienste über Pekings Bemühungen unterrichtet worden, ihre Infrastruktur besonders für die Spionage weltweit auszubauen.

Die Bemühungen hätten auch Einrichtungen zur Nachrichtengewinnung auf Kuba umfasst. Im Jahr 2019 seien die dortigen chinesischen Einrichtungen ausgebaut worden. US-Medien berichteten darüber, dass China und Kuba eine heimliche Vereinbarung zum Bau einer chinesischen Spionagestation in dem Karibikstaat geschlossen hätten. Für die Erlaubnis zum Bau der Station wolle China dem kommunistisch regierten Inselstaat mehrere Milliarden Dollar zahlen.

Kuba hatte diese Medienberichte vehement zurückgewiesen. Der kubanische Vize-Außenminister Carlos Fernández de Cossio nannte die Berichte "verlogen und unbegründet". Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, sagte, er sei "über die Situation nicht informiert", kritisierte aber die "Verbreitung von Gerüchten und Verleumdungen" als eine "übliche Taktik" der USA.

Satellitenbilder würden Modernisierung der Spionagebasis zeigen

Jedoch sind kürzlich Satellitenbilder aufgetaucht, die zeigen sollen, wie eine Abhörstation in den Hügeln hinter der Hauptstadt Havanna modernisiert wird. Die Aufnahmen des Erdobservations-Start-ups LiveEO zeigen ein bewaldetes Gebiet in der Nähe des Örtchens Bejucal. Dort hatte die Sowjetunion einst eine Spionagebasis aufgebaut, mit dem Ziel, die Funksignale aus den USA abzuhören. Die Entfernung, etwa 150 Kilometer von der Grenze weg, würde dies erlauben. 

Station mit einem Dutzend größerer und kleinerer Satellitenantennen

Seit einiger Zeit soll laut einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge Geld in den Ausbau der Spionagestation bei Bejucal fließen. "Neben einer 300 mal 140 Meter großen Grasfläche, auf der zwölf lange, dünne Antennen senkrecht in die Höhe ragen, wurde 2017 ein Gebäude gebaut. Das hat eine im Durchmesser sechs mal sechs Meter große kugelförmige Konstruktion auf dem Dach, wie man sie auch von anderen Spionagestationen kennt. Darin steckt eine fast ebenso große Parabolantenne - wie hochaufgelöste Satellitenbilder vom Bau belegen", heißt es in dem Bericht. 

Auf einer aus dem Jahr 2022 stammenden Aufnahme seien neben dem Gebäude acht scheinbar außer Betrieb genommene Satellitenschüsseln zu erkennen, die auf dem Boden lägen. Dies sei laut dem Artikel ein deutlicher Hinweis auf laufende Modernisierungsarbeiten. Zudem befände sich einige hundert Meter südlich eine Station, um die sich ein Dutzend größerer und kleinerer Satellitenantennen gruppiert haben. Die Vermutung, dass diese dazu dienen, um Daten zu überwachen, die von US-Satelliten an Bodenstationen in den USA gesendet werden, heißt es.

Die Satellitenschüsseln auf den Aufnahmen seien in unterschiedlichen Ausrichtungen zu sehen. "Dies deutet darauf hin, dass sie keine geostationären Satelliten abhören, sondern solche in niedrigen oder mittleren Erdumlaufbahnen. Besonders im mittleren Orbit (zwischen 5.000 und 20.000 Kilometern über dem Boden) sind viele Kommunikationssatelliten aktiv, die große Mengen an Daten übertragen. Diese Satelliten werden beispielsweise für den Versand von Nachrichten und den Austausch geheimer militärischer Informationen genutzt", schreibt die Wirtschaftswoche.

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