Bulgarien könnte Grenze zu Griechenland mit Zaun abriegeln

Armee unterstützt beim Grenzschutz. Mikl-Leitner und Doskozil am Samstag in Sofia.

Es wäre ein weiterer Schritt hin zum "Europa der Zäune": Bulgarien erwägt, seine Grenze zu Griechenland mit einem Zaun gegen Flüchtlinge abzuriegeln. Damit will das ärmste EU-Land verhindern, dass Migranten nach Schließung der bisherigen Balkanroute auf alternative Wege über sein Staatsgebiet ausweichen. Notfalls würde man "unverzüglich" einen Schutzzaun bauen, sagte Verteidigungsminister Nikolaj Nentschew.

Laut griechischen Medien hat Bulgarien auch seine militärische Präsenz an der Grenze zu Griechenland verstärkt, um nach Schließung der bisherigen Balkanroute ein Ausweichen von Flüchtlingen auf alternative Routen zu verhindern.

Die bulgarische Armee hatte bereits vor einer Woche einen gemeinsamen Einsatz mit der Grenzpolizei und Gendarmerie an der Grenze zu Griechenland geprobt, um sich auf einen möglichen Flüchtlingsandrang vorzubereiten. Seitdem wurden an der griechischen Grenze 400 Soldaten stationiert; weitere 500 könnten nach Angaben von Regierungschef Boiko Borissow schnell folgen.

Die bulgarische Armee wird Verteidigungsminister Nentschew zufolge bei einer Krisenlage das Innenministerium, die Grenzpolizei und die Gendarmerie unterstützen. Allerdings räumte er ein: "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Flüchtlinge, die sich in Richtung der bulgarischen Grenze bewegen."

Balkanroute im Fokus

Seitdem Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien auf maßgebliches Betreiben Österreichs durch Einführung von Tageskontingenten nur noch Menschen mit gültigen Pässen und Visa passieren lassen, ist die sogenannte Balkanroute von Griechenland in Richtung Westeuropa für Flüchtlinge seit Mittwoch faktisch geschlossen. Staaten wie Bulgarien, Albanien und Italien befürchten, dass sich Migranten nun neue Routen suchen könnten.

Bulgarien könnte Grenze zu Griechenland mit Zaun abriegeln

Sofia verlängert bereits einen Mitte 2014 errichteten, 30 Kilometer langen Zaun entlang der türkischen Grenze um 130 Kilometer.

"Die Balkanroute stillzulegen, ist zu wenig"

Am morgigen Samstag fliegen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) für einen Blitzbesuch nach Bulgarien. Nach dem Schließen der Balkanroute für Flüchtlinge gehe es darum, zu erörtern, wie man Bulgarien unterstützen könne, um einer Verlagerung der Migrationsroute vorzubeugen.

"Die Balkanroute stillzulegen, ist zu wenig", betonte Mikl-Leitner am Freitag in einer schriftlichen Stellungnahme. "Wir wollen keine punktuelle Lösung und damit das Problem der Massen-Migrationsrouten auf andere europäische Länder verlagern." Ziel sei, dass "Massenmigration quer durch Europa" generell der Geschichte angehören müsse. "Es braucht die klare Botschaft, dass es generell keinen unkontrollierten Durchzug quer durch Europa mehr gibt, egal über welche Wege."

Man müsse sich in der EU gemeinsam auf Ausweichrouten vorbereiten, mahnte auch Doskozil. "Unser Besuch in Bulgarien ist ein Signal, dass Österreich jene Länder unterstützt, die von Ausweichrouten betroffen sind."

Treffen mit Premier Borissow

Bulgarien könnte Grenze zu Griechenland mit Zaun abriegeln
CORRECTION - Bulgarian Prime Minister Boiko Borissov arrives at a European Union leaders' summit with Turkey on the migrants crisis at the European Council in Brussels, on March 7, 2016. EU leaders held a summit with Turkey's prime minister on March 7 in order to back closing the Balkans migrant route and urge Ankara to accept deportations of large numbers of economic migrants from overstretched Greece. The European Union is hardening its stance in a bid to defuse the worst refugee crisis since World War II by increasingly putting the onus on Turkey and EU member Greece in return for aid. / AFP / ALAIN JOCARD / ÒThe erroneous mention[s] appearing in the metadata of this photo by ALAIN JOCARD has been modified in AFP systems in the following manner: [Bulgarian Prime Minister Boiko Borissov] instead of [ Prime Minister Boiko Borissov]. Please immediately remove the erroneous mention[s] from all your online services and delete it (them) from your servers. If you have been authorized by AFP to distribute it (them) to third parties, please ensure that the same actions are carried out by them. Failure to promptly comply with these instructions will entail liability on your part for any continued or post notification usage. Therefore we thank you very much for all your attention and prompt action. We are sorry for the inconvenience this notification may cause and remain at your disposal for any further information you may require.Ó
Mikl-Leitner und Doskozil treffen in Sofia Premier Borissow. Danach steht ein Besuch der Grenzanlagen an der bulgarisch-türkischen Grenze am Programm. Die rund 270 Kilometer lange Grenze des Nicht-Schengen-Landes Bulgarien zur Türkei wird streng bewacht und ist teilweise durch einen Grenzzaun mit Stacheldraht gesichert, der derzeit auf 160 Kilometer verlängert wird. Noch ist die bulgarisch-türkische Grenze keine Hauptroute für Flüchtlinge. 2015 gelangten nach amtlichen Angaben 27.000 Migranten aus der Türkei nach Bulgarien.

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