Boltons Rat an Europäer: Zähne zusammenbeißen und Trump aussitzen

FILE PHOTO: Bolton listens as Trump holds a cabinet meeting at the White House in Washington
Ehemaliger Sicherheitsberater Donald Trumps schließt einen Militärschlag der USA gegen den Iran aus.

Der frühere Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, hat den Europäern geraten, die Zähne zusammenzubeißen, abzuwarten und die letzten Tage von US-Präsident Donald Trump auszusitzen. "Niemand soll jetzt bitte wegen unserer aktuellen Schwierigkeiten in Washington seinen Glauben an die Demokratie verlieren und an rechtsstaatliche Abläufe. Unsere Probleme liegen ja nicht an irgendeinem Fehler im System. Sie liegen an Donald Trump", sagte Bolton in einem Interview.

"Die Zeit bis zum 20. Jänner (Amtsübergabe) erscheint auf den ersten Blick noch lang. Aber bald kommt ja auch Thanksgiving, dann Chanukka, Weihnachten, Neujahr", sagte Bolton dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). "Ich bin absolut sicher, dass wir nach der Amtsübergabe am 20. Jänner eine ganz neue Lage haben werden."

Trump hat nach Erhebungen und Prognosen von US-Medien die Präsidentenwahl vom 3. November gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden verloren. Der amtierende Präsident erkennt seine Niederlage bisher nicht an und spricht von Wahlbetrug, ohne dafür entsprechende Beweise vorlegen zu können.

Bolton schließt einen Militärschlag gegen den Iran während der letzten Amtstage von Trump aus: "Das ist sehr unwahrscheinlich. Zwar hat Trump für seine verbleibenden Tage vielleicht tatsächlich den einen oder anderen Plan im Kopf, Dinge zu tun, über die eine Mehrheit bestürzt wäre - in den USA wie im Rest der Welt (...) Doch Trumps Überlegungen, das war immer so, sind am Ende episodisch, erratisch, sie sind nicht irgendwie miteinander verbunden."

Als "keine gute Idee" bezeichnete Bolton den von Trump angeordneten Abzug von weiteren US-Truppen aus Afghanistan und dem Irak. "Es beginnt ja schon damit, dass die Zahl 2.500, die putzigerweise auch im Irak gelten soll, in beiden Fällen absolut willkürlich gegriffen wurde. Das sind politische Zahlen - ohne Verbindung zu den militärischen Anforderungen in den jeweiligen Ländern. Trump interessiert sich nicht für den konkreten internationalen Kontext, in dem dies alles geschieht."

Den Rauswurf von US-Verteidigungsminister Mark Esper nannte Bolton "kindisch". Dass damit Gefahren verbunden seien und dass es Risiken und Nebenwirkungen gebe, sei Trump egal.

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