Blackout: Warum das iberische Netz zusammenbrach – und was wir daraus lernen

Am 28. April 2025 standen Spanien und Portugal plötzlich still. Der Blackout dauert von 12:35Uhr bis etwa vier Uhr früh am nächsten Tag. Es war ein historischer Stromausfall, der fast die gesamte Infrastruktur lahmlegte: Ampeln fielen aus, Aufzüge blieben stecken, der Bahnverkehr kam zum Erliegen.
Jetzt, sieben Wochen später, liegt ein erster Untersuchungszwischenbericht der spanischen Regierung und der europäischen Netzagentur ENTSO-E vor.
Die wichtigste Erkenntnis: Es war kein Hackerangriff, sondern ein hausgemachtes Problem.
Das Netz war überfordert – aber nicht, weil Strom fehlte
Auslöser war eine zu hohe Spannung im Stromnetz, die eine Kettenreaktion auslöste. Das klingt paradox: Üblicherweise warnt man vor Strommangel – hier war es zu viel Strom, beziehungsweise: zu wenig Puffer im System.

Konkret bedeutet das: Der staatliche Netzbetreiber Red Eléctrica hatte für den 28. April zu wenig Reservekraftwerke eingeplant – also Kraftwerke, die bei Bedarf kurzfristig einspringen können, um das Netz zu stabilisieren. In den frühen Morgenstunden des 28. April waren solche Reserven noch ausreichend vorhanden – doch ausgerechnet in den kritischen Mittagsstunden, als die Stromnachfrage stark anstieg und gleichzeitig viel Sonnenstrom ins Netz floss, fehlte diese Absicherung.
Die Folge: Das Stromnetz der iberischen Halbinsel konnte die Spannungsschwankungen nicht ausgleichen. Eine Kettenreaktion in wenigen Sekunden war die Folge.

Warum Kraftwerke sich vom Netz verabschiedeten
Denn als die Spannung im Netz stieg, hätten vor allem große konventionelle Kraftwerke – Atom, Gas, Wasser – die überschüssige Energie aufnehmen und das System stabilisieren müssen.
Doch genau das passierte laut dem Bericht nicht. Im Gegenteil: Einige Kraftwerke schalteten sich automatisch ab, obwohl sie laut Vorschriften am Netz hätten bleiben sollen.
Warum? Laut Umweltministerin Sara Aagesen war das System nicht klar genug geregelt. Es fehlte an Kommunikation und klaren Anweisungen, wer wann was zu tun hat. Einige Betreiber handelten offenbar eigenmächtig oder aus Vorsicht – und verstärkten damit das Problem.

Erneuerbare Energien: Teil des Systems, aber nicht die Ursache
Wind und Sonne waren am Tag des Blackouts stark vertreten – doch sie waren nicht die Ursache des Problems. Vielmehr zeigt der Vorfall, dass ein modernes Stromsystem mit vielen erneuerbaren Quellen noch präziser gesteuert werden muss. Denn Sonne und Wind liefern nicht immer gleichmäßig – umso wichtiger ist es, dass im Hintergrund konventionelle Kraftwerke und Batteriespeicher im richtigen Moment einspringen. Wenn das Zusammenspiel nicht funktioniert, wird selbst ein gut gefülltes Netz instabil.
Was jetzt passieren muss: Klare Zuständigkeiten, bessere Planung
Spanien und Portugal stehen nun vor der Aufgabe, ihr Stromsystem organisatorisch neu aufzustellen. Fachleute des europäischen Stromnetzes fordern demnach:
- Reformen in der Netzplanung: Netzbetreiber sollen verpflichtet werden, auch für stark belastete Tageszeiten ausreichend Reserven vorzuhalten – und nicht nur für verkehrsarme Stunden.
- Verbindliche Vorschriften für Kraftwerksverhalten: Es braucht klare Regeln, wann sich ein Kraftwerk vom Netz trennen darf – und wann nicht. Und diese Regeln müssen auch technisch überwacht und durchgesetzt werden können.
- Bessere Koordination aller Beteiligten: Zwischen Netzbetreibern, Stromproduzenten und Regulierungsbehörden braucht es klare Kommunikationswege, definierte Zuständigkeiten und einheitliche Notfallpläne.
Ein Weckruf für Europa?
Der Blackout war also (und nach bisherigem Kenntnisstand) keine Folge der Energiewende, aber hat aufgezeigt, dass diese besser und klüger umgesetzt werden muss. Denn je mehr erneuerbare Energien eingespeist werden, desto wichtiger ist ein perfektes Management für ein stabiles Netz mit klaren Abläufen im Hintergrund.
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