Berg-Karabach: Großangriff Aserbaidschans gestartet

Kämpfe in Berg-Karabach dauern an
Die armenische Regierung berichtet von "heftigen Kämpfen" und mehreren abgeschossenen Flugzeugen.

Bodentruppen Aserbaidschans haben am Samstag laut der armenischen Regierung einen groß angelegten Angriff in der Konfliktregion Berg-Karabach gestartet. Aserbaidschanische Truppen seien sowohl aus nördlicher als auch südlicher Richtung "mit starken Einheiten" vorgerückt, teilte das Verteidigungsministerium in Eriwan mit. Es sprach von "heftigen Kämpfen". Seit Tagen liefern sich die beiden verfeindeten Staaten Gefechte um das von Armenien kontrollierte Gebiet in Aserbaidschan.

Dabei seien drei Kampfflugzeuge der Aserbaidschaner abgeschossen worden. Diese Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden, Aserbaidschan dementierte den Abschuss der Flugzeuge.

Die tagelangen Gefechte gehen weit über die Scharmützel hinaus, die es seit Jahren immer wieder in der Region gab. Bei den Kämpfen im Südkaukasus sind nach armenischen Angaben in Berg-Karabach deutlich mehr als 200 Menschen getötet worden. Es gab allerdings abweichende Informationen. Aserbaidschan zählte zuletzt nach eigenen Angaben 19 tote Zivilisten und 60 Verletzte.

Nach armenischer Darstellung hat Aserbaidschan weitere Kräfte im Konfliktgebiet zusammengezogen. Baku bestätigte dies zunächst nicht. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev teilte nach einem Telefonat mit seinem französischen Kollegen Emmanuel Macron mit, seine Armee habe besetzte Gebiete befreit. Zugleich warf er dem Nachbarland vor, die Verhandlungen über die Beilegung des Konflikts zu behindern.

Jahrzehntelanger Konflikt

Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. Berg-Karabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe.

Der "Präsident" des international nicht als Staat anerkannten Berg-Karabach, Araik Haratjunian, traf sich nach eigenen Angaben in der vergangenen Nacht mit Soldaten. Dabei sei er auch an die Front gegangen, berichteten armenische Medien. Dort werde er mehr gebraucht als "hinten", meinte Harutjunian demnach. "Wir werden unser Heimatland mit Ehre verteidigen."

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