Beim NATO-Gipfel wird schon zum Auftakt scharf geschossen

Donald Trump attackiert schon zu Beginn des Gipfels in Brüssel die Verbündeten - die aber wehren sich heftig.

Vorsicht, das sieht verdächtig nach ordentlich schlechter Laune aus - und die kann erfahrungsgemäß bei Donald Trump auch Weltpolitik machen. Der US-Präsident war kaum in Brüssel zum NATO-Gipfel gelandet, da grobste er gleich einmal ausgiebig herum. Beim Frühstück mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nahm Trump zu allererst seinen Lieblingsfeind in der Allianz ins Visier, Deutschland und seine Kanzlerin Angela Merkel, der er ja bekanntermaßen nur ungern die Hand gibt. "Deutschland ist ein Gefangener Russlands", meinte der US-Präsident, das Land stehe wegen seiner Öl- und Gasverträge vollkommen unter Kontrolle Moskaus. Die USA würden Deutschland beschützen. während es mit Russland Verträge schließe. Um diesen Schutz und dessen Bezahlung wird es ja bei dem zweitägigen Gipfel der Allianz in Brüssel vor allem gehen.

Trump tönt ja seit Amtsantritt, dass er das Trittbrettfahren der Europäer in der NATO nicht mehr akzeptieren werde, die sollten gefälligst für ihren Schutz und ihre Sicherheit bezahlen. Auch hier steht Deutschland im Zentrum der Kritik. Der wirtschaftliche Gigant hat zwar bei den Verteidigungsausgaben zuletzt aufgestockt, hinkt aber dem in der NATO vorgegebenen zwei Prozent des Staatshaushalts weit hinterher. Berlin aber will sich nicht drängen lassen, vor allem Merkels Koalitionspartner SPD will nicht mehr bezahlen. Um den Druck zu erhöhen, schickte Trump zum Gipfelauftakt gleich einmal seinen Botschafter in Berlin, Richard Grenell, vor. Der erinnerte daran, dass Washington die Zwei-Prozent-Zusage "gerne erfüllt" sehen wolle.

 

May wird brüskiert

Doch Trump ist nicht nur in finanziellen Fragen ganz offensichtlich auf Kollisionskurs mit den Verbündeten. So brüskierte er auch gleich einmal die britische Premierministerin May, indem er ihren Intimfeind und soeben abgetretenen Außenminister Boris Johnson in höchsten Tönen lobte. Dieser, so Trump, sei ein persönlicher Freund und er wolle Boris bei seinem Besuch in Großbritannien - nach dem Gipfel - unbedingt treffen. May, seine eigentliche Gesprächspartnerin, erwähnte er in keinem Wort. Heikel könnte in Brüssel auch die persönliche Begegnung mit Kanadas Premierminister Justin Trudeau werden. Immerhin hatte Trump ihn beim G-7-Gipfel vor wenigen Wochen offen beleidigt, indem er ihn als "feig und weich" bezeichnete und außerdem der Unaufrichtigkeit bezichtigte.

Doch die Europäer sind offensichtlich entschlossen, sich nicht mehr demütig von Trump zusammenstauchen zu lassen, sondern wollen in Brüssel offen Gegenpositionen beziehen. Einen ersten Vorgeschmack lieferte auf jeden Fall EU-Ratspräsident Donald Tusk, der von Trump mehr Wertschätzung für die europäischen Verbündeten einforderte, "denn schließlich haben sie nicht so viele."

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