Bachmayer: Deutsche Umfrage zu Kurz-Liste "völlig unsauber"

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OGM-Chef: Für eine Prognose "müssten alle Parteien mitabgefragt werden".

Die deutsche Umfrage, wonach eine hypothetische "Liste Kurz" bei Bundestagswahlen auf 38 Prozent käme, ist nach Ansicht des Meinungsforschers Wolfgang Bachmayer "methodisch völlig unsauber" durchgeführt worden. Bei Sonntagsfragen müssten auch andere Parteien abgefragt werden, sagte der OGM-Chef am Samstag der APA. Das Ergebnis sei dennoch "im Bereich des Vorstellbaren".

Wahlprognosen seien international "hoch standardisiert", betonte Bachmayer. "Da müssten alle am Wahlzettel stehenden Parteien mitabgefragt werden. Wenn man nur einen abfragt, ist das für Prognose nicht zulässig", sagte er mit Blick darauf, dass der Wert der "Liste Kurz" aus seiner Ja-/Nein-Frage errechnet wurde. Das Nachrichtenmagazin "Focus" hatte aus der Umfrage den Schluss gezogen, dass eine "Liste Kurz" bessere Wahlchancen hätte als die Union von Kanzlerin Angela Merkel, für die in der gleichen Umfrage ein Wert von 32,5 Prozent erhoben wurde.

Bachmayer kritisierte die Umfrage mit ihrer "an den Haaren herbeigezogenen" Fragestellung als "ziemlich theoretische Spielerei" und schloss eine politische Motivation nicht aus. "Die Umfrage dient nur als Vehikel, dass das Ganze von einer persönlichen Meinung zu einer demoskopisch verbrieften Meinung der Gesamtbevölkerung wird", so der OGM-Chef, der angab, das deutsche Institut nicht zu kennen.

Dennoch zeige die Umfrage "etwas auf, was denkbar ist". Es können nämlich in Deutschland "ähnliche Effekte ins Rollen kommen" wie nach dem ÖVP-Obmannwechsel zu Sebastian Kurz in Österreich. Laut der am gestrigen Freitag veröffentlichten Erhebung des Instituts INSA bejahten 38 Prozent jener Personen, die bei der Sonntagsfrage eine Wahlpräferenz geäußert hatten, die Frage, ob sie eine Liste mit Sebastian Kurz als Kanzlerkandidat wählen würden. Demnach war der Zuspruch mit 81 Prozent unter AfD-Anhängern besonders groß, während sich nur 29 Prozent der Unions-Wähler für die Liste Kurz erwärmen könnten. Bachmayer gab an, das Institut INSA, das wegen angeblicher AfD-Sympathien umstritten ist, nicht zu kennen.

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