Arnold wird 75: "Eine Vision – und die Stärke, sie durchzusetzen"
AUS Los Angeles ELISABETH SEREDA
Siebenmal Mister Olympia, fünfmal Mister Universum. Terminator und Gouvernator, Immobilien- und Hollywoodmilliardär. Keine Frage, Arnold Schwarzeneggers Karriere ist auch im Land der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten einzigartig. Seit 1968 lebt er in Amerika, der vermutlich größten Liebe seines Lebens.
Obwohl er nie Präsident werden kann (dafür muss man in den USA geboren sein), engagiert er sich beinahe täglich politisch, sei das hinter oder vor den Kulissen, auf seiner Website www.schwarzenegger.com oder in den sozialen Medien.
Mit stolzen 75, exakt heute, nach Herzoperationen, der Scheidung von Maria Shriver, fünf Kindern und Jahrzehnten im Rampenlicht, mag es scheinen, dass er nun leiser tritt. Gewaltigen Einfluss hat er dennoch.
Erfolgsgeheimnis
Sieben Jahre lang, von 2004 bis 2011, regierte der in Thal bei Graz geborene Schwarzenegger die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, Kalifornien. Es war seine dritte Karriere, nachdem er schon als Bodybuilder und Filmstar alle Rekorde gebrochen hatte. Das Geheimnis seines Erfolges mag neben einem tiefen Glauben an sich selbst, eiserner Disziplin und vielen anderen Eigenschaften vor allem auch daran liegen, dass er nie zurückblickt, sondern immer nur nach vorne.
Als der KURIER mit ihm im dritten Jahr seiner Amtsperiode sprach, stellte er klar, dass ihm das Showbusiness nicht abgehe: „Ich kriege die Befriedigung für mein Ego von Pressekonferenzen, all den Kameras, den Reden und Auftritten. Ich vermisse Hollywood nicht. Ich habe das alles 25 Jahre lang gemacht. Genauso Bodybuilding.“
Interessant waren schon damals seine politischen Vorbilder: „Ronald Reagan, Teddy Roosevelt, Lincoln, JFK. „Sie denken jetzt: Wo hat er plötzlich Kennedy her, der war doch Demokrat? Die Demokraten waren damals anders. Präsident Kennedy sagte: ,Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann, fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können’.“ Wenn man das heute sage, so Schwarzenegger, klinge man wie ein Hardcore-Republikaner.
Für ihn aber war Kennedy ein „großer Leader, der Business genauso unterstützt hat wie Sozialreformen. Er war das perfekte Paket.“ Aber er habe noch andere Idole, Nelson Mandela etwa, der mit Toleranz die Probleme seines Landes friedlich gelöst hat. „Das sollte sich jeder Weltpolitiker zum Vorbild nehmen.“ Oder Gorbatschow, „einer der im Kommunismus groß wurde und dann verstanden hat, dass das System falsch ist und es geändert hat.“ Seine Bewunderung für diese Menschen sei „grenzenlos.“
„Soll Demokrat werden“
Solche Aussagen führten dazu, dass Ex-Kollege Warren Beatty einmal scherzte: „Sogar Arnold hört auf mich: Ich sagte ihm, er soll Demokrat werden, und er hat es tatsächlich getan!“ Verfolgt man Schwarzeneggers Social-Media-Postings, erkennt man schnell, dass sich der einstige Reagan-Republikaner mit der Trump-Version der Partei schon lange nicht mehr identifizieren kann. Demokrat ist er deshalb allerdings auch nicht.
Politische Visionen
Sein Versuch, die Parteien zu vereinen, gelang ihm als kalifornischer Gouverneur teilweise. Den Regierenden, ganz gleich welcher Partei, rät er: „Ich würde mich mit Demokraten und Republikanern an einen Tisch setzen und an der Gleichstellung im Wohnbau, im Rechtssystem und bei der Wahlmöglichkeit arbeiten. Und dafür sorgen, dass Wahllokale in Gegenden mit einer hohen Minderheitenrate nicht geschlossen werden, um sie vom Wählen abzuhalten.“
Was einen guten Politiker ausmacht, kann er in einem Satz definieren: „Du musst eine Vision haben und die Stärke, sie durchzusetzen.“
Er selbst hatte immer eine Vorstellung von Politik. Seine Vision verändert sich mit der Zeit. Sein größtes Anliegen heute ist der Umweltschutz: „Schauen Sie sich Kalifornien an, den wirtschaftlich wichtigsten Staat der USA, der gleichzeitig die striktesten Umweltgesetze hat. Ich war nur sieben Jahre im Amt, aber wir sind von 14 Prozent erneuerbarer Energie auf 50 Prozent gekommen. Wir müssen in moderne Umwelttechnologien investieren. Das sind gute Investitionen.“
Auch soziale Gleichstellung ist ihm ein Anliegen. „Ich will, dass ein schwarzes Kind in Philadelphia oder Baltimore die gleichen Chancen hat wie ich, als ich als Ausländer hierherkam. Ich hatte Zugang zu Weiterbildung, ich konnte einen Kredit bekommen. All das ist für Minderheiten und vor allem Schwarze so nicht möglich.“
Hollywood, das einstige Ziel des jungen Bodybuilders, ist heute zum Hobby geworden, berühmter als er ist, kann er nicht mehr werden.
In seinen Fußstapfen
Seine Kinder machen ihren Weg. Katherine, 32, die Älteste, ist Bestsellerautorin von drei Selbsthilfebüchern, die jüngere Schwester Christina, 31, produzierte eine Doku über Tablettensucht („Take Your Pills“), inspiriert von ihrer eigenen Erfahrung, und Christopher, 24, promovierte an der Michigan Universität. Sein älterer Bruder Patrick, 28, und sein gleichaltriger Halbbruder Joseph sind die Einzigen, die in die Fußstapfen des Vaters stiegen: Joseph trainiert Bodybuilding und Patrick – der immer mehr wie sein verstorbener Großcousin John Kennedy Jr. aussieht – verzeichnet beachtliche Erfolge als Schauspieler, zuletzt neben Colin Firth in „The Staircase“.
Den Ehrgeiz, etwas aus ihrem Leben zu machen, haben sie alle zweifellos von ihrem Vater, der ihnen die Wichtigkeit von Lebenszielen nicht nur vorlebte: „Du kannst deine Kinder dazu erziehen, dass sie bis Mittag schlafen, oder du kannst ihnen von klein auf klar machen, dass je früher sie aufstehen, desto mehr bringen sie fertig. Ich habe ihnen gesagt: Wenn ihr viel erreichen wollt – und das ist total eure Entscheidung, ich zwinge euch nicht, so zu werden wie ich, vielleicht wollt ihr ja ein viel ruhigeres Leben –, aber wenn ihr etwas erreichen wollt, dann muss euch klar sein, dass die Action am Morgen passiert.“
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