Immer ein böser Spaß
So lud Zeman bei Van der Bellens erster Präsidentschaftskandidatur gegen jeden politischen Anstand dessen Gegenkandidaten Norbert Hofer nach Prag ein. Bei der eigenen Kandidatur ein paar Jahre zuvor tat er sich durch eine untergriffige Kampagne gegen den Gegenkandidaten Karel Schwarzenberg hervor. Dem unterstellte er, in Wahrheit eher Österreicher als Tscheche zu sein und ließ dessen Familie Kontakte zu den Nazis nachsagen.
Als dann Van der Bellen zum ersten Mal als Präsident zu Zeman nach Prag kam, witzelte der vor der versammelten Presse darüber, dass man sich vor allem über das „Kettenrauchen“ angefreundet habe und dachte laut drüber nach, doch die Monarchie wieder zu errichten, allerdings ohne Ungarn.
Doch all diese Bosheiten sind lange vorbei. Zeman, der vor ein paar Jahren wochenlang im Koma gelegen und buchstäblich dem Tod von der Schaufel gesprungen war, gibt sich zum Abschied auch gegenüber seinem Gast aus Österreich versöhnlich. Schon vor dessen Ankunft erzählte er in Interviews, dass er dem einstigen Grünpolitiker seine Vergangenheit verziehen habe.
"Mein lieber Milos"
Gemeinsam vor der Presse gaben sich die beiden wie alte Freunde. Van der Bellen nannte Zeman „mein lieber Milos“ und erzählte, dass man sich in Wahrheit schon bei den ersten Begegnungen nach einer halben Stunde wirklich gut verstanden habe. Zeman habe sich offensichtlich unter einem Grünen etwas besonders Gefährliches vorgestellt. Gegenseitig hängte man sich die höchsten Orden des eigenen Landes um. Seltsame Gastgeschenke wie jenes Paar mit Comics verzierte Schuhe, die Zeman einst seinem Amtskollegen überreichte, sind passé.
Es gab ausgiebiges Lob für Österreichs Neutralität, die dem Land sogar eine Vermittlerrolle zwischen Russland und der Ukraine einbringen könne. Er jedenfalls, so Zeman, habe das neulich auch gegenüber dem chinesischen Präsidenten erwähnt. Einmal aber blitzte kurz der alte Zeman’sche Witz auf, als er auf die Frage eines Journalisten ein kurzes, wohl nicht ganz ernstes Lob für diesen Beruf anstimmte: Journalisten seien doch fast so intelligent wie Politiker.
Doch nicht nur mit dem Österreicher, der ihm als Grüner so lange verdächtig war, ist Zeman am Ende seiner Laufbahn um Versöhnung bemüht. Auch in der Innenpolitik schlug er zuletzt sanftere Töne an.
Feind Schwarzenberg
Sogar mit dem langjährigen politischen Todfeind Schwarzenberg hat sich Zeman inzwischen weitgehend ausgesöhnt. Die beiden Herren haben sich inzwischen zum Abendessen getroffen und hatten beide füreinander nur Lob übrig. Wie zwei alte Freunde, die inzwischen ein bisschen in die Jahre gekommen seien, habe man über vergangene Zeiten geplaudert, meinte Schwarzenberg. Die einstige schmutzige Wahlkampagne: kein Thema mehr.
Und so saß beim Staatsbankett für Van der Bellen auf der Prager Burg auch Karel Schwarzenberg mit am Tisch. Auch er inzwischen im Rollstuhl. Und über Freunde sprach bei diesem Essen auch der alte politische Spieler Zeman, der sich so lange lieber um seine Feindschaften gekümmert hatte. In einer Welt von Feinden seien Freunde wichtig, wurde er ganz persönlich. Es gebe politische Freunde und Geschäftsfreunde, diese zwei seien aber „meistens Verräter. Van der Bellen dagegen, „der ist ein echter Freund.“
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