Aktion: "Retten wir die Reichen"

Aktivisten besetzten die Reyl-Bank, jenes Institut, das in die Geheimkonto-Affäre verwickelt ist.

Jerome Cahuzac und die Genfer Privatbank Reyl & Cie sind die Synonyme für die gewaltige Steuerlügen-Krise der französischen Regierung. Cahuzac, einst Kämpfer gegen Reichenprivilegien und Steuerflucht, musste zugeben, dass er ein Geheimkonto in Singapur besaß, nachdem er lange Zeit das Gegenteil beteuerte hatte. Die Reyl-Bank hatte das inkriminierte geheime Konto des ehemaligen französischen Budgetministers verwaltet.

Am Mittwoch besetzten rund vierzig Aktivisten des Kollektivs "Sauvons les riches" ("Retten wir die Reichen) die Büros der Bank im sechsten Stockwerk eines Bürogebäudes in Paris. Das Kollektiv wolle darauf aufmerksam machen, dass Steuerbetrug keine Verfehlung von Einzelnen sei, sondern "einer ganzen Reihe von Mittelsmännern, Anwälten, Banken und Unternehmen, die damit ein gutes Geschäft machen". Die Nationalpolizei nahm zwölf Aktivisten fest, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Der Direktor der Bank Reyl, Francois Reyl, war schockiert. Wie das Onlineportal der Westschweizer Tageszeitung L'Agefi berichtete, beabsichtigt er, die Aktivisten anzuzeigen. Am Dienstag war Reyl auf eigenen Wunsch hin von der Genfer Staatsanwaltschaft vernommen worden. Wie die Bank mitteilte, wollte Reyl mit dem Vorgehen "Unwahrheiten" entkräften, die in den vergangenen Tagen verbreitet wurden.

Cahuzuac: "Werde gejagt"

Ein Mann blickt nach oben, im Hintergrund die Europaflagge.
Former French Junior Minister for Budget Jerome Cahuzac reacts during a handover ceremony with his successor after his resignation at the Finance Ministry in Paris March 20, 2013. French prosecutors opened a formal tax fraud investigation on Tuesday into allegations that Budget Minister Jerome Cahuzac held a secret bank account in Switzerland. REUTERS/Charles Platiau (FRANCE - Tags: BUSINESS POLITICS HEADSHOT TPX IMAGES OF THE DAY)
Der Ex-Minister selbst war bisher untergetaucht. Nun gab erLa Depeche du Midiein Telefoninterview, in dem er sich über die mediale "Treibjagd" beschwerte. "Ich ziehe alle zwei Tage um, um dem Druck zu entgehen". In den vergangenen Tagen sei er bei Verwandten in der Normandie, in der Bretagne oder an der südwestfranzösischen Atlantikküste untergekommen. Er sei überrascht über die "Fähigkeiten zur Geolokalisierung" einiger Fotografen, sagte Cahuzac. Auf eine mögliche Rückkehr in die Nationalversammlung als Abgeordneter angesprochen, sagte Cahuzac: "Es ist zu früh, ich habe noch keine Entscheidung gefällt." Ihm blieben aber noch "einige treue Freunde".

Cahuzac könnte nun sein Abgeordnetenmandat wieder einfordern, das er während seiner Ministerzeit hatte ruhen lassen müssen. Die Regierung hält das für inakzeptabel. Am Mittwoch sagte Staatschef Francois Hollande in Paris: "Wie kann man ins Parlament zurückkommen, dorthin, wo eine Lüge ausgesprochen wurde?"

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