Größtes Wasserkraftwerk Afrikas: Grand Ethiopian Renaissance Dam eingeweiht

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Äthiopien weiht das größte afrikanische Wasserkraftwerk samt kilometerlangem Staudamm ein. Das Projekt soll den inländischen Energiesektor ankurbeln. Ägypten übt scharfe Kritik.

Nach 14 Jahren Bauzeit ist das Megaprojekt Äthiopiens vollendet: Der Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) am Nil. Mit einer Länge von zehn Kilometern und einem angeschlossenen Wasserkraftwerk von bis zu 6.000 Megawatt ist es das größte Kraftwerk Afrikas. Damit ist nicht nur eine neue Ära für Äthiopiens Energiesektor, sondern auch ein Hegemoniewechsel über den Nil eingeläutet worden. Das äthiopische Bauwerk stößt auf ägyptische Kritik.

Strom soll Armut und Hunger verringern

Man habe einen „tausendjährigen Kampf“ gewonnen, jubelte Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed schon Anfang September in einer TV-Ansprache. Er hat GERD und das dazugehörige Wasserkraftwerk eingeweiht – ein bedeutender Moment für Äthiopien. Der neu gewonnene Strom soll den Zugang zu Elektrizität für die mehr als 120 Millionen Einwohner deutlich verbessern und Armut sowie Hunger verringern.

Der Stausee soll laut Bauplan bis zu 74 Milliarden Kubikmeter Wasser fassen – fast eineinhalbmal so viel wie der Bodensee. 13 Turbinen liefern eine Gesamtkapazität von 5.150 Megawatt und können damit mehr Strom erzeugen, als Äthiopien bisher insgesamt produziert hat. Die Baukosten von rund vier bis fünf Milliarden US-Dollar wurden überwiegend durch Staatsanleihen und private Spenden finanziert.

Ägyptens Hegemonie schwindet

Während Äthiopien jubelt, tobt Ägypten. Seit Beginn der Arbeiten im Jahr 2011 kritisierte Ägypten die Pläne scharf, drohte sogar mit Krieg. Der Grund: Ägypten ist fast vollständig vom Nil abhängig und befürchtet einen zunehmenden Wassermangel. „Er staut 64 Milliarden Kubikmeter Wasser, das normalerweise nach Ägypten fließt. Das ist ein sehr großer Verlust für uns. Unser durchschnittlicher jährlicher Anteil liegt bei 55,5 Milliarden Kubikmetern. Wir haben keine andere Wasserquelle als den Nil", erklärte der Geologe Prof. Abbas Sharaky von der ägyptischen Universität Kairo gegenüber BBC

Experten weisen diese Befürchtungen zurück. Seit 2024 ist der Stausee voll, und der Nil fließt wieder normal. Und mit der starken regionalen Regenzeit von Mai bis September, die bis jetzt nicht abgenommen hat, scheint sich das auch nicht so schnell zu ändern.

Mit GERD will Äthiopien nicht nur die eigene Energieversorgung sichern, sondern auch Strom an Nachbarländer wie Kenia und Dschibuti verkaufen. Langfristig plant die Regierung, ein Übertragungsnetz bis zum Roten Meer zu bauen, um Elektrizität in Staaten des Nahen Ostens, darunter Saudi-Arabien, zu exportieren. 

Damit könnte sich Äthiopien als neuer Energielieferant am regionalen Markt etablieren – und zugleich den jahrzehntelangen Einfluss Ägyptens am Nil herausfordern. 

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