Zweiter Islamisten-Massenprozess vertagt
Nur wenige Stunden nach der drastischen Kollektivstrafe gegen 529 Anhänger der Muslimbruderschaft begann in Minja, südlich von Kairo, ein weiterer Massenprozess. 683 Islamisten standen am Dienstag vor Gericht, darunter der Anführer der Bruderschaft, Mohammed Badie. Ihnen wird unter anderem Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Acht Menschen starben damals durch Kugeln.
Kurz nach Beginn des Verfahrens wurde der Prozess auf 28. April vertagt.
Angehörige und Kritiker fürchten ein nicht faires Verfahren. "Der Prozess wird von demselben Gericht durchgeführt wie jener am Tag zuvor. Unter denselben Konditionen“, beklagt Mona Al-Qazzaz, selbst Mitglied der Muslimbruderschaft, gegenüber dem KURIER.
Politisches Urteil
Am Montag waren 529 Mitglieder der verbotenen Muslimbruderschaft zu Tode verurteilt. Für viele ein politisches Urteil. Kritik kam von der UNO, der EU und den USA. Die Angehörigen der am Montag Verurteilten werfen der Justiz vor, die Verteidigung und deren Zeugen gar nicht angehört zu haben. Und innerhalb von nur zwei Tagen die Urteile gesprochen zu haben. "Es ist unverhältnismäßig. Wir verlangen ja nicht automatisch die Freilassung, aber Fairness", sagt Al-Qazzaz. "529 Menschen sollen umgebracht werden, weil ein Mann getötet wurde?" Das Urteil bezieht sich unter anderem auf den Tod eines Polizeioffiziers beim Sturm einer Polizeistation – nachdem bei der Räumung des Mursi-Protestlagers auf dem Rabaa-Square in Kairo Hunderte Muslimbrüder gestorben waren.
Der Mufti Ägyptens muss das Urteil bis 28. April unterzeichnen. Bis dahin ist Berufung möglich. Genau an dem Tag soll der zweite Massenprozess fortgesetzt werden.
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