Acht Tote in N.Y.: Anschlag seit Wochen geplant

Der vom Attentäter benützte Kleinlaster wird untersucht.
Acht Tote, ein Dutzend Verletzte. 29-jähriger Fahrer des Pickups stand in Verbindung zum IS. Trump will Einreisekontrollen verschärfen und Green-Card-Verlosung abschaffen. Die Tat wurde über Wochen vorbereitet.
  • Anschlag in Manhattan mit einem Kleinlaster zu Halloween.
  • Acht Tote, darunter eine Belgierin und fünf Argentinier. Elf Verletzte.
  • 29-jähriger Attentäter gefasst, er stand in Verbindung zum IS
  • Halloween-Parade unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen abgehalten.
  • Trump will schärfere Gesetze und Green-Card-Verlosung abschaffen
  • Schweigeminute an der Wall Street in New York.
  • New-York-Marathoon findet dennoch am Sonntag statt.
  • Usbekistan sagt den USA Hilfe bei Ermittlungen zu, Iran verurteilt die Attacke.

Terror im Herzen von New York: Ein Attentäter ist in Manhattan mit einem Kleinlaster in Fußgänger und Fahrradfahrer gerast und hat dabei mindestens acht Menschen getötet. Der 29-jährige Mann ist mit dem gemieteten Pick-up-Truck auf einen Fußgänger- und Fahrradweg gefahren und hat mehrere Menschen überfahren oder gerammt, teilten die New Yorker Polizei (NYPD) und Bürgermeister Bill de Blasio mit. De Blasio sprach von einem feigen "Terrorakt".

Nach Erkenntnissen der Ermittler hat der Attentäter die Tat über Wochen vorbereitet. Nach ersten Erkenntnissen habe der aus Usbekistan stammende Sayfullo Saipov den Anschlag mehrere Wochen lang geplant, sagte Polizeisprecher John Miller am Mittwoch in New York.

Unter den Toten waren auch eine Belgierin sowie fünf Argentinier. Elf Menschen wurden verletzt - unter ihnen ist dem Auswärtigen Amt zufolge auch eine Deutsche.

Trump für schärfere Einwanderungsgesetze

US-Präsident Donald Trump kündigte er an, dass er seine Regierung angewiesen habe, die Sicherheitsüberprüfungen zu verschärfen. "Ich habe das Heimatschutzministerium gerade damit beauftragt, unser schon jetzt extremes Programm an Sicherheitsüberprüfungen zu intensivieren". Trump hat sich für eine Verschärfung der US-Einwanderungspolitik stark gemacht und dies damit begründet, dass er die Terrorgefahr für die USA als sehr konkret einschätze. So wollte er ein Einreiseverbot für Menschen aus überwiegend muslimisch geprägten Ländern einführen, scheiterte damit aber vor Gerichten.

Zudem will Trump die "Green-Card-Lotterie" abschaffen. Die Verlosung verschafft jährlich bis zu 50.000 Ausländern aus aller Welt einen dauerhaften Aufenthaltsstatus mit Arbeitserlaubnis in den USA.

Was über den Attentäter bekannt ist

Der Tatverdächtige, Sayfullo Habibullaevic Saipov, den die Polizei am Dienstag niederschossen hat, stammt Behördenangaben und Medienberichten zufolge aus dem überwiegend muslimischen Usbekistan und wanderte vor sieben Jahren in die USA ein.

Gouverneur Andrew Cuomo gab am Mittwoch bekannt, dass der Attentäter in Verbindung mit dem IS stand.

Attentäter von New York soll aus Usbekistan stammen

Aus Ermittlerkreisen hieß es, der 29-Jährige sei kein US-Bürger, sein Einwanderungsstatus sei zunächst nicht klar. Die Bundesbehörden seien auf den Mann im Zusammenhang mit anderen Ermittlungen aufmerksam geworden, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf drei Insider.

Der mutmaßliche Täter wurde im Februar 1988 geboren. Nach seiner Einreise in die USA lebte er vermutlich in Ohio, Florida und New Jersey. Ein usbekischer Einwanderer, der den Mann vor einigen Jahren in Florida traf, sagte der "New York Times", dieser sei dort Lkw-Fahrer gewesen. In New Jersey habe er dann für den Fahrdienstvermittler Uber gearbeitet, sagte Kobiljon Matkarov der Zeitung. "Er war ein sehr guter Mann, als ich ihn kannte", sagte Matkarov. "Er mochte die USA. Er schien mir sehr glücklich zu sein. ... Er wirkte überhaupt nicht wie ein Terrorist, aber ich konnte natürlich nicht in ihn hineinschauen."

Die "Times" berichtete, der mutmaßliche Täter habe in Paterson in New Jersey gelebt, rund 40 Kilometer vom Ort des Anschlags entfernt. Am Mittwoch früh riegelte die Polizei dort ein Gebiet ab. Paterson ist bekannt für seine große Einwandererzahl. Rund 25.000 bis 30.000 der 150.000 Einwohner sind Muslime.

Traditionelle Halloween-Parade fand dennoch statt

Die Sicherheitsvorkehrungen in der Millionenmetropole wurden verstärkt, die traditionelle am Abend des 31. Oktober in New York stattfindende Halloween-Parade wurde aber dennoch abgehalten. "Das ist ein sehr schmerzhafter Tag für unsere Stadt, aber die New Yorker werden sich nicht wegen eines Terroranschlags ändern", sagte de Blasio. Polizeichef James O'Neill sprach von eine "Tragödie größten Ausmaßes". Es gebe aber keine Hinweise auf eine andere akute Bedrohung in der Stadt, sagte Gouverneur Andrew Cuomo.

Auf Fußgänger- und Radweg gerast

Der Vorfall ereignete sich im Südwesten Manhattans. Auf Höhe der West Houston Street raste der 29-Jährige mit einem gemieteten weißen Pick-up-Truck auf einen Fußgänger- und Fahrradweg etwa 20 Straßenblocks weit. Auf Höhe der Chambers Street kollidierte der Truck vor einer High School mit einem Schulbus und kam zum Stehen.

Der Fahrer stieg aus und rief "Allahu Akbar", arabisch für "Gott ist groß", wie die Polizei bestätigte. Dann hielt er zwei Waffen hoch, die sich später als eine relativ ungefährliche Paintballpistole und ein Luftgewehr herausstellten. Der US-Nachrichtensender CNN meldete unter auf eine Polizeiquelle, in dem Fahrzeug sei eine auf Englisch verfasste Notiz gefunden worden. In ihr heiße es, die Tat sei im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübt worden. Andere Medien hatten von einer arabischen Notiz berichtet. Eine offizielle Bestätigung gab es für die Berichte zunächst nicht.

Ein Polizist hatte dem Mann in den Bauch geschossen, er wurde festgenommen, in eine Klinik gebracht und operiert. Die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus. Der Mann stamme nicht aus New York, hieß es.

Reaktionen

"Wir denken an die Menschen unserer großartigen Gastgeberstadt; heute sind wir alle im UN-Hauptquartier New Yorker", schrieb UN-Generalsekretär Antonio Guterres via Kurznachrichtendienst Twitter. Er sei "geschockt und zutiefst traurig". New York sei als weltweites Symbol der Freiheit getroffen worden, sagte New Yorks Gouverneur Cuomo. "Seien Sie New Yorker! Leben Sie ihr Leben, lassen Sie ihr Leben nicht von anderen bestimmen."

Usbekistan hat den USA Hilfe bei den Ermittlungen zugesagt. Auch der Iran hat den Terroranschlag scharf verurteilt und den Familien der Opfer sein Beileid ausgesprochen. (Mehr Reaktionen lesen Sie im Abschnitt unten)

Die Attacke weckt Erinnerungen an ähnlich verheerende Terrorangriffe mit Fahrzeugen in den vergangenen Jahren. Erst Anfang Juni hatten Angreifer in der britischen Hauptstadt mit einem Transporter Menschen auf der London Bridge überfahren. Knapp ein Jahr zuvor war ein islamistischer Attentäter in Nizza mit einem Lastwagen in ein Menschenmenge gerast. Im Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri einen gekaperten Lkw in einen Weihnachtsmarkt in Berlin gesteuert.

Chronologie: Attacken und Attentate in den USA

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Augenzeuge

"Ich habe Schüsse gehört und dann hat es auch danach gerochen", sagt John Williams, der während des Vorfalls ganz in der Nähe mit seinem Skateboard auf dem Weg zu einem Skaterpark war. "Zwei Frauen mit Kindern sind auf mich zugerannt, jemand schrie: "Er hat eine Pistole."" Zuerst sei er weggegangen, habe sich dann aber wieder auf den Ort des Vorfalls zubewegt, sagte der 22-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Ich sah einen Mann auf dem Boden liegen mit dem Gesicht nach unten, es sah aus, als wäre er erschossen worden. Ein anderer Mann wurde gerade festgenommen."

Ezequiel Gonzalez war auf der anderen Straßenseite, als der Vorfall passierte. "Ich hörte Geräusche, es klang wie von einem Auto", sagte der 18-Jährige. "Dann sah ich wie die Menschen reagierten, es gab viel Verwirrung, niemand wusste, was los war. Die Vorderseite des Autos war eingebeult, überall waren Trümmer und Müll."

ORF-Korrespondentin Veit aus New York

"Das ist ein sehr schmerzhafter Tag für unsere Stadt, aber die New Yorker werden sich nicht wegen eines Terroranschlags ändern." (Der Bürgermeister New Yorks Bill de Blasio)

"Der Terror wird New York nicht verändern." (New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo)

"Meine Gedanken, mein Mitgefühl und meine Gebete sind bei den Opfern und Familien des Terroranschlags in New York City. Gott und Euer Land ist bei Euch!" (Der US-Präsident Donald Trump)

"Wir denken an die Menschen unserer großartigen Gastgeberstadt; heute sind wir alle im UNO-Hauptquartier New Yorker."(UNO-Generalsekretär António Guterres)

"New Yorker sind für ihre Stärke bekannt - und wir wissen, dass sie auch diesmal wieder zusammenstehen werden." (Der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau)

"New Yorks Widerstandskraft ist stärker als ein feiger Terrorakt. Ich denke an die Opfer, ihre Familien und die Ersthelfer, die Leben gerettet haben." (Die frühere US-Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton)

"Michelle und ich denken an die Opfer des heutigen Anschlags in New York City und an alle, die für unsere Sicherheit sorgen. New Yorker sind so widerstandsfähig wie sie können." (Der frühere US-Präsident Barack Obama)

"Bin entsetzt von diesem feigen Angriff, meine Gedanken sind mit allen Betroffenen." (Die britische Premierministerin Theresa May)

"Das Vereinigte Königreich ist nach dem furchtbaren Anschlag von #NYC mit seinen US-Freunden vereint. Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen. Wir werden uns dem Terror nicht beugen." (Der britische Außenminister Boris Johnson)

"Ich drücke das Mitgefühl und die Solidarität Frankreichs für New York und die Vereinigten Staaten aus. Unser Kampf für die Freiheit eint uns mehr denn je." (Frankreichs Präsident Emmanuel Macron)

"In diesen schwierigen Zeiten in #Manhattan sind unsere Gedanken bei der Bevölkerung Nordamerikas. Wir senden unsere Unterstützung, Zuneigung und unser herzliches Beileid." (Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy)

"New Yorker sind stark und widerstandsfähig - ich weiß, sie werden sich von diesem Anschlag auf Unschuldige und auf unsere gemeinsamen Werte und unsere Lebensweise nicht einschüchtern lassen." (Londons Bürgermeister Sadiq Khan)

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