Abholzung in Brasilien: Lula tut nicht allen Regenwäldern gut

Amazonas Abholzung
Stimmen die offiziellen Zahlen aus Brasilien, sind die Abholzungszahlen im Amazonas-Regenwald in den ersten sechs Monaten unter dem neuen Präsidenten Lula da Silva spürbar zurückgegangen. Laut Satellitenbildern des Nationalen Instituts für Weltraumforschung (INPE) wurden im brasilianischen Teil des Gebiets von Januar bis Juni 2.649 Quadratkilometer Wald zerstört.
Das ist gut ein Drittel weniger als im Vorjahr, wo noch unter dem rechtspopulistischen Vorgänger Jair Bolsonaro 3.988 Quadratkilometer zerstört wurden. Das ist ein Erfolg der Regierung, den es anzuerkennen gilt. Möglich gemacht hat dies auch die massive finanzielle Unterstützung aus Europa und den USA für den Amazonas-Fond.
Doch wie so oft gibt es zwei Seiten der Medaillen. Was es bisher kaum in die europäischen Medien schaffte: die zeitgleich dramatisch gestiegenen Abholzungszahlen in anderen Waldgebieten Brasiliens. Das Portal „Instituto Humanitas Unisonos“ berichtete, dass im „Cerrado“ im Südosten die höchsten Abholzungszahlen seit Beginn der Aufzeichnung registriert wurde. Zwischen dem 1. Jänner und dem 24. Juni wurden Warnmeldungen für 4.114 Quadratkilometer registriert.
Auch aus der Region des Atlantikwaldes gibt es steigende Zahlen. Während sich also im Amazonas die Abholzung reduziert, geht die Zerstörung in anderen Teilen des Landes nach oben. Insgesamt verschiebt sich die Waldvernichtung also in andere Regionen.
Weniger Unterstützung
Ökologie-Professorin Rosangela Azevedo Correa von der Universität Brasilia sagte jüngst der BBC, die Regierung habe beschlossen, nur 20 Prozent des Amazonas-Fonds für die anderen Ökosysteme bereitzustellen. Die Konsequenzen werden nun sichtbar, allerdings ist das internationale Interesse daran geringer als beim emotional aufgeladenen Amazonas.

Ökosysteme Brasiliens
„Wenn internationale Spitzenpolitiker nach Brasilien kommen, besuchen sie nur den Amazonas“, so Azevedo Correa. Die BBC kommentiert deshalb: „Die Zerstörung des Cerrado wird durch die Priorität des Amazonas in den Schatten gestellt.“
Brasilien-Expertin Lis Cunha von Greenpeace unterstreicht die Bedeutung des Cerrados: „Er ist ein Schwesterbiom des Amazonas, das für das Klima, die Wasserproduktion, die biologische Vielfalt und den Menschen ebenso wichtig ist.“
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