9.000 Frauen und Kinder von IS-Kämpfern in syrischem Lager

9.000 Frauen und Kinder von IS-Kämpfern in syrischem Lager
Unter den Angehörigen sollen mehr als 6.500 Kinder sein, berichtet ein Sprecher der syrisch-kurdischer Milizen in Syrien.

Nach Angaben syrisch-kurdischer Milizen befinden sich über 9.000 ausländische Angehörige von Kämpfern der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" in einem Lager in Syrien. Darunter sollen mehr als 6.500 Kinder sein, sagte Luqman Ahmi, Sprecher der kurdischen Kräfte in Syrien, am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

"Humanitäre Notsituation"

Der Sprecher machte keine Angaben darüber, aus welchen Ländern die im Internierungslager Al-Hol lebenden Frauen und Kinder stammen. Er forderte allerdings die internationale Gemeinschaft auf, sich dringend um diese "humanitäre Notsituation" zu kümmern. 70.000 Personen leben nach Angaben des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) "in äußerst kritischen Umständen" in Al-Hol.

Die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) besiegten IS-Kämpfer selbst würden an einem anderen Ort gefangen gehalten, sagte der Kurden-Sprecher weiter.

Kurden wollen Sondertribunal für Syrien

Die von den Kurden angeführten SDF sprachen sich am Montag außerdem für ein internationales Sondertribunal für Syrien aus. Dieses sollte im Nordosten des Landes angesiedelt sein, hieß es in einer Aussendung. "Über die Jihadisten sollte man in jenem Land zu Gericht sitzen, wo die Verbrechen begangen wurden." Als Vorbild dafür sollten offenbar die Kriegsverbrechertribunale für Ruanda und Jugoslawien dienen.

Die Etablierung eines eigenen Syrien-Tribunals ist international umstritten. Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) sprach sich zuletzt dafür aus, dass eher der Internationale Strafgerichtshof (IStGH bzw. ICC) diese Rolle übernehmen sollte.

Nach wochenlangen Kämpfen hatten die SDF am Samstag die Befreiung der letzten syrischen IS-Bastion Baghouz verkündet. Damit hat der "Islamische Staat" ihr gesamtes Herrschaftsgebiet in Syrien und im Irak verloren. IS-Zellen sind aber weiter aktiv.

US-Präsident Donald Trump hatte die europäischen Länder dazu aufgerufen, in Syrien gefangene IS-Kämpfer zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen. Falls die Verbündeten nicht reagieren sollten, seien die USA gezwungen, sie auf freien Fuß zu setzen, erklärte er.

Aus Österreich befinden sich derzeit rund 100 Kämpfer in Syrien und dem Irak, rund 30 Prozent davon besitzen laut Innenministerium die österreichische Staatsbürgerschaft.

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