66 Jahre nach seinem Tod: Stalins Umfragewerte steigen

70 Prozent der Russen attestieren ihm eine positive Rolle, jeder vierte Befragte bewundert den toten Diktator sogar.

Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953) wird 66 Jahre nach seinem Tod einer Umfrage zufolge immer populärer in Russland. 70 Prozent der Bevölkerung sind demnach der Ansicht, dass Stalin eine positive Rolle für ihr Land gespielt habe, wie das unabhängige Lewada-Zentrum am Dienstag in Moskau mitteilte. Dieser Wert sei der höchste in den vergangenen 20 Jahren.

Weltkrieg und Atomprogramm als Grund

Jeder vierte Befragte bewundere den Diktator. Fünf Prozent hätten Angst vor ihm. 2001 hätten sich noch 16 Prozent entsprechend geäußert. Die Popularität wird vor allem damit begründet, dass Stalin das Land im Zweiten Weltkrieg zum Sieg führte und es in eine Atommacht verwandelte. Zum jährlichen Weltkriegsgedenken am 9. Mai, dem wichtigsten Nationalfeiertag, tragen Russen immer wieder Stalin-Porträts durch die Moskauer Straßen.

Verfolgung wird ausgeblendet

Menschenrechter kritisieren seit längerem eine Verherrlichung von Stalins und eine mangelnde Distanzierung der Mächtigen von den kommunistischen Verbrechen. Stalin ließ vor allem in den 1930er Jahren Gegner und Andersdenkende erbarmungslos verfolgen. Hunderttausende Menschen kamen in Todeslagern (Gulag) um oder wurden erschossen. Stalin regierte die Sowjetunion drei Jahrzehnte lang.

In einer Umfrage von 2017 war der Diktator von den Russen als die wichtigste Person der Geschichte genannt worden. Dahinter kamen Präsident Wladimir Putin und der russische Nationaldichter Alexander Puschkin. Der Kreml wollte die Umfrage zunächst nicht kommentieren.

Auf der Suche sein und Stalin finden

Stalin sei etwa bei den Menschen beliebt, die auf der Suche seien, "stolz auf ihr Land zu sein, weil es in letzter Zeit an großen Leistungen gemangelt hat", sagte der russische Historiker Iwan Kurilla sagte der Deutschen Presse-Agentur. "Stalin ist eine Verkörperung einer heldenhaften Zeit der jüngeren Geschichte."

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