Das US-Verteidigungsministerium hat Angehörigen von Terror-Opfern per Brief signalisiert, dass man geneigt ist, einen Deal einzugehen. Kurzform: Die Massenmörder legen ein Geständnis ab, die Todesstrafe kommt vom Tisch und sie bleiben bis ans Lebensende in Haft.
Die noch immer nicht restlos aufgeklärten Hintergründe der Anschläge würden dann unter den Tisch fallen. Unter Bretts Führung hat die Angehörigen-Organisation "9/11-Gerechtigkeit" mit einem von 2000 Betroffenen unterzeichneten Brief an Präsident Joe Biden reagiert: Der könnte die Trauerreden heute, Montag, überschatten.
Darin fordern die 9/11-Angehörigen einen öffentlichen Prozess, an dessen Ende nicht nur die Todesstrafe stehen müsse. Sondern auch ein lückenloses Bild über das Wissen amerikanischer Geheimdienste.
Saudi-Arabien dabei?
Hintergrund sind seit Jahren kursierende Informationen, wonach das saudische Königshaus in Riad an der Vorbereitung der Anschläge beteiligt gewesen sein soll. 15 von 19 Attentätern waren Saudis. Saudi-Arabien bestreitet das bis heute hartnäckig. Und beruft sich dabei auf den über 20 Jahre alten Abschlussbericht der "9/11-Kommission" des Kongresses.
Darin heißt es: Keine Beweise für Mittäterschaft der saudischen Regierung oder hoher Regierungsbeamter.
Die Wortwahl lässt den Schluss zu, dass Einzeltäter aus der Wahhabiten-Regierung sehr wohl ihre Hände im Spiel gehabt haben könnten. Schon 2002 äußerte der damalige Senator Bob Graham den Verdacht, dass Informationen unter der Decke gehalten wurden, um keinen diplomatischen Eklat mit den Saudis zu provozieren.
Hilfe aus Riad
Dabei spiele mutmaßlich eine Rolle, dass Riad als Ölverkäufer und Waffenkäufer für Washington ein milliardenschwerer Partner sei. Durch Teil-Veröffentlichung bisher geheimer oder geschwärzter Regierungsunterlagen weiß man inzwischen, dass zwei der 9/11-Attentäter Hilfe saudischer Akteure hatten, als sie bereits im Jahr 2000 in Kalifornien auftauchten. Ein mutmaßlicher saudischer Agent vermittelte den späteren Massenmördern außerdem eine Wohnung, bürgte für den Mietvertrag und zahlte die Kaution.
Ein saudischer Diplomat versorgte einen Monat vor den Attentaten eine verdächtige Moschee in New Jersey mit einer Million Dollar und half den aus Kalifornien angereisten Attentätern.
Brett Eagleson ist sich sicher, dass CIA und Bundespolizei FBI weitere Informationen zurückhalten, obwohl Präsident Biden Transparenz zugesichert hatte. "Nach mehr als zwei Jahrzehnten der Suche nach Wahrheit sind wir ein Mal mehr in der Situation, dass unsere eigene Regierung uns hintergeht."
Eagleson bleibt dabei: Nur ein Strafprozess, in dem alles auf den Tisch kommt, gibt den Angehörigen die Chance, "mit der Katastrophe abzuschließen. Wir verdienen zu hören, was die Angeklagten sagen, wir verdienen die Wahrheit."
Nach so einem Prozess sieht es aber nicht aus. Obwohl der Kopf der Terrorgruppe und Vertraute der Todespiloten teils seit 2006 in Guantanamo inhaftiert sind: Es gibt bis heute weder eine dezidierte Anklage noch einen Auftakt-Termin für den Prozess.
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