Viele Enttäuschungen - Chinas Sport kämpft mit Problemen
Nach 203 von 306 Medaillenentscheidungen hielt China am Mittwoch in der Früh bei 17 Goldmedaillen, 15 in Silber und 19 in Bronze. Die Chinesen liegen damit deutlich hinter den USA (28 Goldmedaillen) und etwas überraschend auch hinter Großbritannien (19 Gold). Hätte Russland (bisher 12 Gold) alle Sportler entsenden dürfen, wäre wohl sogar Chinas Podestrang im Medaillenspiegel in Gefahr.
Ob im Badminton oder im Schießen - in vielen Sportarten schafften es die Chinesen nicht, ihre Vormachtstellung der vergangenen Jahre aufrechtzuerhalten. Zumindest auf die Tischtennisspieler und die Wasserspringer ist weiterhin Verlass, sie holten am Dienstag weiteres Gold. Auch die Volleyball-Damen überraschten mit ihrem Viertelfinal-Sieg gegen Favorit Brasilien.
Über das grundsätzlich bisher schwache Abschneiden können diese Ausreißer aber nicht hinwegtäuschen. Seit Athen 2004 hatte China den Medaillenspiegel immer zumindest auf Platz zwei beendet. Bei den Heimspielen 2008 in Peking war man unangefochtener Erster.
In Rio droht nun aber sogar die schlechteste Ausbeute seit Atlanta 1996, als China nur 16 Olympiatitel eingefahren hatte - und das trotz des mit 416 Athleten größten Aufgebotes, das jemals zu Spielen nach Übersee entsendet worden ist. 2000 in Sydney holten die Chinesen bereits 28-mal Gold. Höhepunkt der chinesischen Dominanz war Peking mit der Rekordausbeute von 51 Goldmedaillen.
Diese Tage sind vorbei. Bereits vor den Rio-Spielen hatten chinesische Funktionäre vor möglichen Problemen gewarnt, vor denen das Team stehen könnte - unter anderem die fehlenden Erfahrungswerte bei Wettkämpfen in Südamerika und die schwindenden Langzeitauswirkungen der Heimspiele 2008.
"Als Peking 2001 zur Austragungsstadt erklärt worden ist, hatte China ein langfristiges Talente-Trainingsprogramm für die Spiele gestartet", erklärte Gao Zhidan, Chinas Generaladministrator für Sport, der staatlichen Agentur Xinhua. "Der Plan wird immer noch verfolgt, aber nicht mehr so energisch wie damals. Das wird eine andere Herausforderung."
Die staatlichen Medien und auch die Internet-User haben sich bereits auf die Athleten eingeschossen, die zum Großteil durch ein von der Regierung finanziertes Sportschul-System hervorgebracht werden. Viele Beobachter vermuten bereits, dass die Freude am Sport wichtiger geworden sei als das Streben nach Goldmedaillen - bisher völlig unvorstellbar in China.
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