Schulen ab heute zu: Wie kann der Unterricht jetzt weitergehen?

Bis nach Ostern sollen 1,1 Millionen Schüler und 300.000 Kindergartenkinder daheim bleiben.
Alle Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Shutdown im Bildungsbereich.

„Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, erklärte Bildungsminister Heinz Faßmann. Alle Schulen werden bis nach Ostern schließen. Was heißt das für die 1,1 Millionen Schüler, und 126.000 Lehrer?

Wann schließen Schulen?

Ab heute, 16. März, findet österreichweit kein Unterricht mehr in Oberstufenklassen, AHS-Unterstufen, Mittelschulen und Volksschulen statt. Die Maßnahme gilt bis Dienstag nach Ostern, das ist der 14. April 2020.

Heißt das, alle Schulen sind ab heute geschlossen?

Nein. Alle Schulen haben weiter geöffnet, aber: Es findet kein Unterricht statt. Die 6- bis 14-Jährigen wurden offiziell mit heute nach Hause geschickt. Dennoch kommen dürfen jene Unter-14-Jährigen, deren Eltern keine Betreuung organisieren können. Dort werden sie von einigen wenigen anwesenden Lehrern betreut. Zudem wird ein Journaldienst von Lehrern eingerichtet, der als Ansprechstelle dienen soll, um Fragen zum Lernen daheim beantworten zu können.

Muss ich Urlaub für die Kinderbetreuung nehmen?

Arbeitnehmer mit Betreuungspflichten für Kinder unter 14 Jahren können von ihren Arbeitgebern bis zu drei Wochen Freistellung bekommen. Die Entscheidung darüber trifft der Arbeitgeber. Kanzler Sebastian Kurz erklärte: „Die Unternehmer entscheiden, ob sie die Mitarbeiter freistellen können.“ Im Falle einer Freistellung übernimmt der Staat ein Drittel der Lohnkosten in den Wochen bis Ostern.

Sind die Schulschließungen zu radikal?

Nein, sagt die Regierung in Kenntnis der Infektionszahlen. Es geht darum, die Neuinfektionsrate so gering wie möglich zu halten und ein Zusammenbrechen des Gesundheitssystems zu vermeiden. Da es in Österreich 1,1 Millionen Schüler gibt, ist das Schließen von Schulen ein probates Mittel, um die sozialen Kontakte einer sehr großen Gruppe zu begrenzen. Zusätzlich sind junge Menschen angehalten, zu Hause zu bleiben und sich nicht in Gruppen zu treffen.

Was, wenn ich keine Möglichkeit habe, mein Kind daheim zu betreuen?

Sie können Ihr Kind zur Schule bringen, dort wird es eine Betreuung geben. Wesentlich ist den Behörden, dass diese Möglichkeit nur in Ausnahmefällen in Anspruch genommen wird.

Werden auch Kindergärten schließen?

Ja, dennoch wird es auch hier weiter die Möglichkeit zur Kinderbetreuung geben, wenn das Eltern oder Erziehungsberechtigten nicht möglich ist.

Wie müssen Schüler zu Hause lernen und wie wird das über- und geprüft?

Diese Entscheidungen werden selbstständig an jedem Schulstandort entschieden. Per Telefon, eMail, Chatgruppen etc. bleibt ein Kontakt jedenfalls aufrecht, auch die Lehrer werden von daheim arbeiten. Für Volksschüler werden aktuell Lern- und Lehrmaterialien in Papierform vorberietet.

Was heißt eLearning?

Unter www.eduthek.at gibt es Lehrmaterialien in vier Kategorien für alle Altersstufen.

„Wir machen seit 20 Jahren Fernunterricht, da waren wir Pioniere“, sagt Michael Bürkle, der Direktor des Abendgymnasium Innsbruck. Bisher waren die „Studierenden“ an seiner Schule rund die Hälfte der Lehrzeit im Schulgebäude, die andere Hälfte konnten sie  über digitale Lernplattformen von daheim aus dem Unterricht folgen. „Jetzt gibt es nur das Fernstudium“, sagt der Direktor.

Und sein Fernstudium funktioniert in etwa so:  Über eine Internet basierte Lernplattform – Bürkle empfiehlt da „moodle.org“ – sei völlig problemlos eine Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern  möglich. Konkret könnten über die Seite  klasseninterne Diskussionsforen gestartet werden, und spezielle Fragen Einzelner  erörtert werden. Ebenso kann neues Lehrmaterial hochgeladen werden, bzw.  die Schüler ihre Arbeiten hochladen.

Gerhard Uitz, Leiter der NMS Zwettl, die einen expliziten Digitalschwerpunkt hat, empfiehlt zwei weitere Plattformen: Ähnlich wie „moodle“ sei etwa „Edupage“ für Uitz ein hervorragendes Beispiel, wie der Unterricht in den kommenden Wochen ablaufen kann. „Damit haben wir ein digitales Klassenbuch“, sagt der Pädagoge, „und können eigentlich den ganzen Unterricht auch digital anbieten.“

Andererseits gebe es speziell für Schulen das Programm „Teams“ des Softwareriesen Microsoft, das Uitz ebenfalls lobt, weil damit sogar Videokonferenzen zwischen Lehrern und Schülern möglich seien. Allerdings, gibt der Direktor zu, seien seine Lehrer und Schüler alle mit Laptops und Internet daheim ausgerüstet und kennen die Plattformen bereits. „Wir haben also keinen Stress.“

Zudem baut das Bildungsministerium derzeit die Webseite eduthek.at auf, mit Lehr- und Lerninhalten für alle Schulstufen. Die Seite war am Donnerstag aber wegen Überlastung offline.

Wann findet die Zentralmatura statt?

Laut Unterrichtsminister hält der Prüfungszeitraum – 6. bis 25. Mai – noch. Die Präsentation der Vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWA) soll diese Woche planmäßig möglich sein – in Kleinstgruppen. Der Maturatermin hänge, so Faßmann, aber davon ab, wie sich die Infektionszahlen in der kommenden Woche entwickeln. Eine Verschiebung – um etwa einen Monat – scheint weiter wahrscheinlich.

Fallen Tests aus?

Ja. Dass Schularbeiten auch entfallen können, ist bereits jetzt gesetzlich geregelt. Einzelne Prüfungen werden verschoben werden. Die Schulen können dies ebenfalls autonom entscheiden.

Kann es sein, dass die Schule bis in den Juli hinein verlängert wird?

Dafür gibt es derzeit keine Hinweise, und das ist auch nicht wahrscheinlich.

Können die Schulschließungen nach Ostern weitergehen?

Das hängt von der weiteren Entwicklung der Infektionen ab. Völlig ausgeschlossen ist das zur Stunde aber nicht.

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