Das Ende einer Romanze
Der Kaiser war damals seit mehr als 20 Jahren verheiratet, doch Elisabeth ging in dieser Zeit längst ihrer exzessiven Reisetätigkeit nach. Anna Nahowski brachte im Jahr 1885 eine Tochter zur Welt, deren Vater mit großer Wahrscheinlichkeit der Kaiser war. Auch das lässt sich anhand von Annas Tagebuchaufzeichnungen nachrechnen.
Die Romanze mit Anna endete 1889, als Franz Joseph sich in die Hofschauspielerin Katharina Schratt verliebt hatte. In diesem Fall war es die Kaiserin selbst, die die Verbindung herstellte. Als sie bei einer Begegnung bemerkte, dass die Schratt dem Kaiser besonders gut gefiel, arrangiere sie ein Treffen der beiden im Atelier eines Wiener Malers, worauf eine innige Freundschaft entstand, die bis zu Franz Josephs Tod, also rund 30 Jahre, anhielt.
Platonisch oder nicht
Da sich die Schratt äußerst diskret verhielt, konnte die Nachwelt lange Zeit nur rätseln, ob die Beziehung der „Seelenfreundin“ zum Kaiser platonisch war oder nicht. Durch die erhalten gebliebene Korrespondenz ist aber feststellbar, dass da mehr war. So hoffte Franz Joseph in einem Brief, die Schauspielerin „endlich wieder einmal zu Bette zu finden, was Sie mir auch halb und halb versprochen haben“. Unterschrieb er die ersten Jahre noch mit „Herzliche Grüße Franz Joseph“, so zeichnete er später als „Ihr Sie innigst liebender Franz Joseph“.
Auch Sisi wird ein zumindest liebevoller Flirt nachgesagt, demzufolge sie mit dem ungarischen Grafen Gyula Andrássy mehr als in Freundschaft verbunden gewesen sei. Wunder wär’s keines bei
den außerehelichen Eskapaden ihres Mannes. Dennoch bleibt Elisabeths Liaison mit Andrássy nur ein Gerücht, das jedoch schon zu ihren Lebzeiten nicht verstummen wollte.
Doch all das sind nur Nebenschauplätze, verglichen mit den wahren Tragödien des Kaiserpaares:
- 1857 Der erste Schicksalsschlag war der Tod der zweijährigen Tochter Sophie, vermutlich durch Typhus.
- 1867 Die Hinrichtung von Franz Josephs Bruder, Kaiser Maximilian von Mexiko.
- 1889 Doppelselbstmord des Kronprinzen Rudolf und Mary Vetseras in Mayerling.
- 1898 Ermordung Kaiserin Elisabeths in Genf.
- 1914 Die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie in Sarajewo sowie Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
- 1916 Der Tod des Kaisers.
- 1918 Verlorener Weltkrieg, Millionen Tote und Zusammenbruch der Monarchie.
Nur die Schicksalsschläge des Jahres 1918 sind Kaiser Franz Joseph, dem „nichts erspart“ blieb, erspart geblieben, alles andere musste er durchleiden. Aus heutiger Sicht wird er oft als biederer Regent bezeichnet, der – zum Teil aus eigener Schuld – von einer Katastrophe in die nächste schlitterte. Doch er ist auch mitverantwortlich dafür, dass sich Wirtschaft, Technik und Kultur um 1900 zu einer Blüte entwickelten. Und Elisabeth war es, die mit der Suche nach Selbstbestimmtheit zum Vorbild weiblicher Emanzipation wurde. Bei aller Entfremdung war es doch auch eine große Liebe.
Elisabeth-Forschung
Die 2016 leider verstorbene Historikerin Brigitte Hamann zeigte im Rahmen ihrer brillanten Elisabeth-Forschung unbekannte Seiten der Kaiserin auf, die in dieses Buch einfließen, ich habe mich vor allem mit der Person Kaiser Franz Josephs beschäftigt. Als Resultat beider Arbeiten entstand dieser Band mit Bildern und Dokumenten in deutscher und englischer Sprache.
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