Matić: „Ein Markt wie Österreich erfordert intelligente Lösungen“

Matić: „Ein Markt wie Österreich erfordert intelligente Lösungen“
Der neue CEO der Allianz Österreich, Daniel Matić, spricht über den Wandel der Versicherungsbranche, digitale Kundenerwartungen und die Rolle nachhaltiger Vorsorge.

Neue Technologien, steigende Erwartungen und der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit verändern die Spielregeln der Versicherungswelt. Daniel Matić steht seit Jänner an der Spitze der Allianz Österreich – mit dem Anspruch, diesen Wandel aktiv zu gestalten. Im KURIER-Interview spricht er über strategische Schwerpunkte, Chancen im Gesundheitsbereich und die Zukunft der Vorsorge.

KURIER: Herr Matić, Sie sind seit Januar 2025 CEO der Allianz Österreich. Wie haben Sie den Start in dieser verantwortungsvollen Rolle erlebt – und welche Themen standen für Sie an erster Stelle?

Daniel Matić: Ich bin tatsächlich erst kurze Zeit hier, doch es fühlt sich an, als würde ich schon lange mit meinem Team zusammenarbeiten. Am meisten Spaß habe ich daran – nach meiner Tätigkeit als CFO der Allianz Central Europe Holding – in der Rolle des CEO Allianz Österreich wieder näher am Kerngeschäft und an den Menschen und Produkten zu sein. In den ersten Wochen lag meine Priorität neben der inhaltlichen Einarbeitung vor allem darin, meine Kollegen und unsere Geschäftspartner kennenzulernen und mit ihnen eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung aufzubauen.

Am meisten Spaß habe ich daran  nun  in der Rolle des CEO Allianz Österreich wieder näher am Kerngeschäft und an den Menschen und Produkten zu sein.“

von Daniel Matić, CEO der Allianz Österreich

Sie blicken auf eine internationale Karriere zurück. Inwiefern beeinflussen Ihre früheren Stationen in der Berufslaufbahn und Ihr globaler Erfahrungshorizont Ihre Perspektive auf den österreichischen Versicherungsmarkt?

Jeder Markt ist unterschiedlich – und genau darin liegt die Stärke internationaler Erfahrung. Wer in verschiedenen Ländern gearbeitet hat, bringt automatisch einen breiteren Blick und mehr Offenheit für neue Entwicklungen beziehungsweise andere Lösungswege mit. Als globaler Versicherer profitieren wir von Perspektiven aus über 70 Ländern – damit können wir Trends frühzeitig erkennen und konsequent in Innovationen investieren. Wir sehen besonders in dynamischen Märkten wie Zentraleuropa und Asien, dass Agilität, Geschwindigkeit und Technologieoffenheit Wettbewerbsvorteile sichern. Diese Impulse nehmen wir auch in Österreich auf – aber nicht, um sie eins zu eins zu kopieren, sondern um sie intelligent an die lokalen Gegebenheiten anzupassen: mit Blick auf Marktstruktur und Kundenerwartungen. Gerade ein Markt wie Österreich – gut entwickelt, stark reguliert und mit hoher Produktdichte – erfordert intelligente Lösungen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, globale Innovationskraft wirkungsvoll mit lokalem Marktverständnis zu verbinden. Das ist unser Anspruch bei der Allianz Österreich.f dem Tisch – der Ball liegt bei der Politik.

„Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, globale Innovationskraft wirkungsvoll mit lokalem Marktverständnis zu verbinden.“

von Daniel Matić, CEO der Allianz Österreich

Die Allianz hat kürzlich zahlreiche Produkte überarbeitet. Was war der Auslöser für diese Neuausrichtung?

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die Welt und die Bedürfnisse der Kunden rascher ändern als in der Vergangenheit. Mehr Flexibilität bei unseren Leistungen und eine schnelle Umsetzung von der Idee zum Produkt war unser Ziel. Wir haben es geschafft, in den vergangenen drei Monaten drei Produkte anzupassen und auf den Markt zu bringen: Kfz, Gesundheit und Eigenheim. Mit diesen Anpassungen stellen wir sicher, dass wir unseren Kunden zeitgemäße Produkte anbieten, die ihren Bedürfnissen und den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden.

Ein besonderer Fokus liegt aktuell auf dem Thema Gesundheitsversicherung. Was macht diesen Bereich für die Allianz so strategisch relevant?

Gesundheit gewinnt immer mehr an Bedeutung – das zeigen unsere Studien und die stark gestiegene Nachfrage. Unsere Gesundheitsversicherung wächst seit Markteinführung über dem Markt und legte allein im vergangenen Jahr um 14,1 Prozent zu. Für uns ist klar: Eine reine Krankheitsbehandlung tritt zunehmend in den Hintergrund, der Fokus verlagert sich hin zu Prävention und Gesundheitsförderung. Genau hier setzen wir an. Wir entwickeln unser Leistungsangebot konsequent in diese Richtung weiter – mit Services, die sich an den wechselnden Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden orientieren. Und das zeigen wir auch ganz bewusst im Wording: Die Allianz verkauft nicht nur eine Kranken-, sondern eine Gesundheitsversicherung.

Wie bewerten Sie die Leistungsfähigkeit der staatlichen Gesundheitsversorgung in Österreich – und wo sehen Sie sinnvolle Ergänzungen durch private Angebote?

Dort, wo das öffentliche Gesundheitssystem eine erweiterte Bedürfnislage nicht in gewünschter Weise abdeckt, übernimmt die private Gesundheitsvorsorge eine Brückenfunktion und ist somit wichtiger Bestandteil eines umfassenden Gesundheitssystems. Die private Vorsorge bietet zusätzliche Leistungen und höhere Flexibilität bei der Wahl von Behandlungszeiten und -orten. Als Versicherer setzen wir uns dafür ein, den Menschen in Österreich eine optimale Versorgung bei körperlichen und mentalen Beschwerden zu bieten. Dazu zählt auch, durch Prävention und Vorsorgemaßnahmen dafür zu sorgen, dass ein gesundes und selbstbestimmtes Leben möglichst lange erhalten bleibt.

Auch die betriebliche Vorsorge gewinnt an Bedeutung. Welche Rolle spielt sie in Ihrer Strategie – und wie möchten Sie Unternehmen und Mitarbeitende stärker dafür sensibilisieren?

Die betriebliche Vorsorge ist ein zentraler Bestandteil unserer Strategie. Der Arbeitsmarkt ist besonders bei Fachkräften umkämpft und betriebliche Vorsorge bietet eine Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und einen wichtigen Beitrag für die Absicherung der Mitarbeiter zu leisten. Um das Bewusstsein für Vorsorgethemen zu stärken, setzen wir auf gezielte Informationskampagnen und Schulungen. Wir möchten Unternehmen und unsere Mitarbeiter gleichermaßen ermuntern, sich aktiv mit Vorsorgelösungen auseinanderzusetzen.

Wir hoffen auf konkrete Schritte zur Stärkung der betrieblichen und privaten Vorsorge, um das Pensionssystem zukunftsfähig zu machen.“

von Daniel Matić, CEO der Allianz Österreich

Die Politik will sowohl die betriebliche als auch die private Vorsorge stärken, doch es fehlen konkrete Maßnahmen. Was erwarten Sie sich von der neuen Bundesregierung, um das Pensionssystem zukunftsfähig zu machen?

Wir hoffen auf konkrete Schritte zur Stärkung der betrieblichen und privaten Vorsorge, um das Pensionssystem zukunftsfähig zu machen. Die konkreten Forderungen der Versicherungswirtschaft liegen schon länger am Tisch: Senkung bzw. Streichung der Versicherungssteuer und Anhebung des Steuerfreibetrags für die Zukunftssicherung. Dies wären zwei konkrete Maßnahmen, um die Attraktivität von privater und betrieblicher Vorsorge zu erhöhen. Die Erwartung an die Politik ist weiterhin, diese Forderungen auch umzusetzen.

Klimawandel, Nachhaltigkeit und Extremwetter fordern die Versicherungsbranche heraus. Wie begegnet die Allianz Österreich diesen Entwicklungen – sowohl in der Produktgestaltung als auch im Risikomanagement? 

Ganz klar: Vorsorge und Prävention sind hier das Wichtigste. Wir setzen auf fortschrittliche Technologien und Datenanalysen wie z. B. Wetterdaten und Klimamodelle, um Risiken besser vorherzusagen und zu bewerten und unterstützen Maßnahmen der Branche, um die Bevölkerung auch über mögliche Präventionsmaßnahmen zu informieren. Vorschläge, wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen ausgestaltet werden können, um auch produktseitig eine leistbare Deckung für möglicherweise Betroffene umzusetzen, liegen seit Jahren auf dem Tisch – der Ball liegt bei der Politik.

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