Warum dieses Ferrari-Wrack für 1,7 Millionen Euro versteigert wurde

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Das Auktionshaus RM Sotheby's hat das versteigert, was von einem Ferrari 500 Mondial Spider übrig geblieben ist.

Update: Die Auktion fand am 17. August in Monterey statt. Der Preis wurde aktualisiert.

Es waren einige automobile Kostbarkeiten, die von 17. bis 19. August im Rahmen der Monterey-Auktion von RM Sotheby's unter den Hammer kamen.

Darunter auch ein Ferrari 500 Mondial Spider Serie I mit ursprünglicher Karosserie von Pinin Farina aus dem Jahr 1954. Es handelt sich dabei mehr oder weniger um ein rostiges Wrack. Und angesichts der Bilder überrascht der Schätzpreis des Auktionshauses von 1,2 bis 1,6 Millionen US-Dollar, also umgerechnet rund 1 Million bis 1,43 Millionen Euro.

Tatsächlich brachte das Ferrari-Wrack noch mehr ein. Am Ende wurde es für 1,875.000 Dollar, umgerechnet 1,724.000 Euro, versteigert.

Was ist das für ein Auto, um das es hier geht? Ferrari produzierte insgesamt nur 13 Exemplare vom 500 Mondial Spider mit Karosserie von Pinin Farina - für den Einsatz bei Sportwagenrennen. Nach Recherchen des Markenexperten Marcel Massini und wie durch Kopien von Werksbauplänen bestätigt wurde, wurde der Ferrari mit Fahrgestellnummer 0406 MD im März 1954 zusammengebaut und in Rosso-Corsa-Lackierung über einer Vinyl-Innenausstattung in Similpelle-Beige lackiert. Es war das zweite Fahrzeug dieser Serie. Im folgenden Monat wurde das Auto von Enzo Ferrari an Franco Cornacchia verkauft, einen in Mailand ansässigen Sportwagenhändler, der auch die Scuderia Guastalla leitete, damals eines der bedeutendsten privaten Rennteams der Region.

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Im April 1954 wurde der Ferrari von  Franco Cortese bei der Coppa della Toscana pilotiert (und belegte den 19. Gesamtrang und den 2. Platz in der Klasse). Cortese hatte schon vor dem Krieg Verbindungen zu Enzo Ferrari und 1947 war er es, der erstmals ein Rennen mit einem Ferrari-Rennwagen gewinnen konnte. 1954 wurde der Wagen von Scaglietti umgebaut und bekam eine weiße Lackierung mit dreifarbigen Streifen auf der Motorhaube.

Im Juli 1955 wurde der 500 Mondial von Cornacchia weiterverkauft und wurde bis 1958 noch bei einigen Rennen, hauptsächlich in Italien, eingesetzt. 1958 wurde der Ferrari in die USA exportiert. 1963 wurde der originale Lampredi-Vierzylindermotor durch einen amerikanischen V8 ersetzt. Irgendwann im Laufe der folgenden beiden Jahre ist es schließlich passiert - der 500 Mondial verunfallte, wobei das Auto auch Feuer fing.

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Nach einigen weiteren Eigentümerwechseln ging das Unfallwrack ging schließlich an Walter Medlin und wurde seither in seinem beschädigten Zustand konserviert. Medlin, ein öffentlichkeitsscheuer Autosammler, hatte seine Sammlung gut versteckt in Florida - bis 2004 Hurrican Charley übers Land fegte und die Halle in Kissimmee, in der die Autos lagerten, zerstörte. Medlin schaffte seine Autos in weiterer Folge nach Indiana, wo sie wieder in einen Dornröschenschlaf verfielen.

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Das Auktionshaus räumt ein, dass der Ferrari eine umfassende Restaurierung benötigt, um ihn wieder in seinen Originalzustand zurückzuversetzen. Mit der Karosserie bekommt der Käufer auch einige Fahrwerksteile und das passende Getriebe. Im Kaufpreis eingeschlossen ist auch ein größerer 3,0-Liter- Tipo 119 Lampredi-Reihenvierzylindermotor, wie er auch im  Ferrari 750 Monza eingesetzt wurde. Auch Farbkopien der Original-Werksbaupläne und CSAI-Homologationspapiere sind noch vorhanden.

Der Schätzwert für das Wrack scheint aberwitzig und die Kosten für eine vollständige Restaurierung will man sich nicht vorstellen. Auf der anderen Seite wurde ein ähnliches Exemplar so eines Autos (im Top-Zustand) vor vier Jahren für rund 3,7 Millionen Euro versteigert.

Info: RM Sothebys

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