VW ID.4: Fährt bis zu den Bergen
Es scheint müßig, bei Elektroautos zuerst immer auf die Reichweite zu schielen. Autos sind viel mehr als die Distanz, die man (in einem Schwung) mit ihnen zurücklegen kann. Sie sind Sicherheit, sie sind Image, Bequemlichkeit, Entertainment und fahrende Freiheit. Und doch: Beim Elektroauto ist die harte Währung immer noch die Reichweite. Weil sie letztlich die Alltagstauglichkeit ausmacht.
Fast 400
Mit dem ID.4, ein Mittelklasse-SUV aus dem Hause Volkswagen, wollten wir es bis zu den Bergen schaffen. Berge, die höher sind als der Semmering – und die sind bekanntlich ein gutes Stück von Wien entfernt. Geschafft haben wir es locker: die Reichweite mit der größeren 77- kWh-Batterie lag bei fast 400 Kilometer. Autobahn und Geschwindigkeiten von 130-km/h inklusive. Der Stromverbrauch des 2,2 Tonnen schweren und 204 PS (150 kW) starken SUV lag bei rund 22 kWh auf 100 Kilometer. Das ist sehr okay und lässt die Familie ziemlich entspannt in Richtung Wochenende gleiten, ohne große Sorge um den Ladestand.
KURIER Testfahrt VW ID.4
Apropos Gleiten: der ID.4 fährt sich sehr gut, typisch elektrisch, also verzögerungsfrei und agil. Aber dabei immer gemäßigt und gemütlich. Selbst im Sport-Modus gibt es kein ungestümes Davongaloppieren, das Auto ist in seiner Abstimmung immer auf der ruhigen Seite. Aufgefallen ist, dass das Auto auf nassem Kopfsteinpflaster (Wiener Höhenstraße) in den Kurven relativ schnell über die Vorderräder schieben will. Das hat mit der ESP-Abstimmung zu tun (sagt der ADAC) und sei so gewollt, um ein Kippen des hoch gebauten SUV zu verhindern.
Spricht über das Licht
Unaufgeregt geht es im Innenraum zu. Dem Trend folgend ist alles ziemlich reduziert und auch sehr übersichtlich. Vorne finden wir das Cockpit-Display etwas klein geraten, es ist nicht größer als ein Smartphone-Bildschirm und gibt nur wenig Infos: die Geschwindigkeit und ein kleiner Balken für den Ladestand werden hier angezeigt. Aber: es gibt ein Head-up-Display mit Augmented Reality und den großen zentralen Bildschirm. ID-Light ist eine tolle Idee: LED-Leisten im Fahrzeug geben dem Fahrer Rückmeldungen, etwa für das Navigationssystem. Soll man etwa rechts abbiegen, weist die LED-Leiste entlang der Windschutzscheibe den Weg – das Licht zischt quasi über die Windschutzscheibe in die zu fahrende Richtung.
Wir mögen auch die viel diskutierten Slider am Lenkrad und unter dem zentralen Bildschirm, mit ihnen lässt sich die Lautstärke gut regeln. Dass sie allerdings nicht beleuchtet sind, fällt bei Dunkelheit negativ auf.
Hinten gibt es viel Platz auf der Rückbank, sogar für drei Kindersitze nebeneinander. Ganz hinten, im Kofferraum, kann man viel verstauen: auf satten 543 Litern Volumen, umgeklappt sind es sogar 1575 Liter. Wir lieben den doppelten Boden für das Verstauen der Ladekabel. Und auch, dass der ID.4 eine elektrisch-versenkte Anhängerkupplung hat, die bis zu 1.000 Kilogramm ziehen kann. Das ist für Elektroautos ziemlich außergewöhnlich.
Der Preis des neuen VW ID.4 ist alles andere als ein Sonderangebot. Das Basismodell startet bei 35.610 Euro, unsere Version mit mehr Leistung und der größeren Batterie kostet 57.390 Euro.
ID.4 Pro Performance Modell 1st Max mit 150 kW bzw. 204 PS Spitzenleistung
Batterie Wir hatten die größere 77 kWh-Stunden eingebaut (schafft etwa 400 Kilometer), die kleine Version hat 52 kWh
1.000 Kilogramm Anhängelast für gebremste Anhänger schafft der ID.4; 750 Kilo ungebremst
Maße und Masse Der ID.4 ist fast 4,6 Meter lang und 1,85 Meter breit; wiegt 2,2 Tonnen. Kofferraumvolumen: 543 Liter, umgelegt 1.575 Liter
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