BMW M2: Der vielleicht Letzte seiner Art fährt gegen den Strom

BMW M2 2025
In einer Zeit, in der klassische Sportwagenhersteller auf Elektrifizierung und Nachhaltigkeit setzen, positioniert sich der neue BMW M2 gegen den Trend.

Zusammenfassung

  • Der neue BMW M2 setzt als klassisches Sportcoupé mit Verbrennungsmotor und optionaler Handschaltung bewusst einen Kontrapunkt zum Trend der Elektrifizierung.
  • Mit 480 PS, sportlicher Optik und fahrdynamischer Auslegung richtet sich der M2 an Enthusiasten, die Wert auf Fahrspaß und Individualität legen.
  • Trotz moderner Technik bleibt der M2 ein polarisierendes Nischenmodell, das sich klar gegen nachhaltigkeitsorientierte Mobilitätskonzepte positioniert.

Vier zentral angeordnete Auspuffrohre, Spoiler am Heckdeckel und auf dem Dach, Interieur mit Alcantara und Carbon sowie optionale Handschaltung und ein reiner Verbrennungsmotor: Ein Fahrzeug wie der BMW M2 ist in der heutigen Modelllandschaft als Nischenprodukt zu verstehen. In der getesteten Variante mit M Performance Parts und auffällig-gelber Sonderlackierung richtet sich der Zweier an eine klar definierte Zielgruppe: fahraktive Kunden, die dynamische Fahreigenschaften schätzen und den klassischen „Freude am Fahren“-Ansatz unabhängig von gesellschaftspolitischen Debatten rund um Emissionen oder Energieverbrauch wollen.

Ein letztes Hurra

Der 3,0 Reihensechszylinder mit TwinPower-Turbo-Technologie leistet in der aktuellen Ausbaustufe 480 PS, womit er es in 4,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h schafft. Das optionale M Performance-Abgassystem sorgt für eine sportliche Geräuschkulisse, die durch die mittig angeordneten vier Endrohre auch optisch unterstrichen wird. Fragen zu Effizienz oder CO₂-Ausstoß (Schadstoffklasse G mit 222-231 g/km) treten bei diesem Modell  in den Hintergrund, entsprechend positioniert sich der M2 nicht als alltagstaugliche Lösung für den emissionsbewussten Stadtverkehr, sondern als fahrerorientiertes Sportcoupé.

Mit einem Leergewicht von 1,8 Tonnen ist der M2 kein Leichtgewicht, doch seiner Fahrdynamik tut das keinen Abbruch. Selbst im Alltag auf der Schnellstraße zaubert das Fahrwerk ein Grinsen ins Gesicht: Es ist straff, die Lenkung präzise und rückmeldeintensiv. Dank der heckbetonten Abstimmung bleibt das Fahrzeug auch im Grenzbereich gut kontrollierbar. Die M-spezifische Elektronik unterstützt dezent, ohne sich zu stark beim Fahrer einzumischen. Die carbonverkleideten Schalensitze bieten festen Halt, sind im Alltag aufgrund ihrer harten Auslegung aber nur bedingt komfortabel.

BMW M2 2025 Test

Sportliches Interieur

Die Carbon-Schalensitze verstärken den sportlichen Aspekt des Fahrzeugs.

BMW M2 2025 Test

Vier Auspuffrohre

Eine Abgasanlage mit vier zentralen Endrohren ist heute eine Seltenheit.

BMW M2 2025 Test

Zwei Spoiler

Das umfassende M-Paket macht den M2 rennstreckentauglich.

BMW M2 2025 Test

Überarbeitete Front

Auch an der Vorderseite des M2 ist ein dezentes Facelift erkennbar.

M Performance Parts: Optik im Fokus

Die optionalen M Performance Parts verstärken den sportlichen Auftritt: Frontsplitter, Diffusor, Spiegelkappen und Anbauteile aus Carbon sowie ein auffälliger Heck- und Dachspoiler lassen keine Zweifel an der Ausrichtung des Fahrzeugs. Technisch bieten diese Komponenten im regulären Straßenbetrieb allerdings nur begrenzten Mehrwert. Im Vordergrund steht eindeutig die visuelle Individualisierung. Die Designsprache erinnert an die früheren Jahrzehnte des sportlich-expressiven Fahrzeugtunings der 2000er, was polarisieren kann, aber vermutlich genauso beabsichtigt ist.

Die M-Reihe: Zwischen Tradition und Transformation

Im aktuellen Marktumfeld nimmt BMW M eine besondere Stellung ein. Ursprünglich als Motorsportabteilung gegründet, steht „M“ seit Jahrzehnten für die besonders leistungsorientierten Modelle im Portfolio des Herstellers mit Fokus auf Fahrdynamik, Präzision und Performance. Während sich der Mutterkonzern zunehmend mit der Elektrifizierung seiner Kernbaureihen auseinandersetzt bleibt "M" weitgehend beim klassischen Verbrennungskonzept.

Mitbewerber wie Mercedes-AMG setzen verstärkt auf Elektrifizierungsstrategien, sei es durch Mild-Hybrid-Systeme oder leistungsstarke Plug-in-Hybride. Porsche wiederum entwickelt seine GT-Modelle zunehmend für den Einsatz auf der Rennstrecke und reduziert gleichzeitig den Komfort im Alltag. 

BMW M geht einen anderen Weg: Die Fahrzeuge sollen weiterhin trotz oder gerade wegen ihrer sportlichen DNA im Alltag fahrbar bleiben.

Diese kompromisslose Haltung macht den M2 zu einem interessanten, polarisierenden Angebot. Aus technischer Sicht liefert das Fahrzeug beeindruckende Fahrleistungen und viel Fahrspaß. Gleichzeitig ist es aber ein Modell, das in Hinblick auf Abgase, Geräuschentwicklung und Verbrauch Raum für Diskussionen bietet. 

Liebeserklärung an den Motorsport

Der neue BMW M2 bleibt sich und seiner Linie als fahrdynamisch ausgelegtes Sportcoupé mit klassischem Antriebskonzept treu. Er richtet sich an ein sehr sportliches Publikum, das trotz, oder gerade wegen der aktuellen Entwicklungen in der Automobilbranche ein Fahrzeug mit starker Performance und markantem Auftritt sucht. 

In einer zunehmend elektrifizierten Autowelt wirkt er wie ein letzter Gruß aus einer Epoche, in der Emotion und Maschinenbau noch enger miteinander verwoben waren. Wie lange diese Form des sportlichen Individualismus noch Platz auf dem Markt finden wird, bleibt offen.

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