Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell: Die Zukunft von Seat

Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell: Die Zukunft von Seat
Seat Refurbished: Renovierte Modelle mit Werksgarantie als Alternative zu teuren Neuwagen. Wie VW in Spanien die Zukunft proben will.

Beim vormaligen Wegwerfartikel Smartphone ist die Idee bereits angekommen. „Refurbished“ lautet das Schlagwort, unter dem renovierte Mobiltelefone als günstigere Alternative zu den jeweils im Preis zulegenden neuen Generationen von iPhone & Co. vermarktet werden.

Die von immer strengeren gesetzlichen Auflagen der EU getriebene Verteuerung von neuen Autos, die das Angebot an günstigen Einstiegsmodellen für den Massenmarkt austrocknet, bereitet jetzt offenbar auch hier den Boden für neuartige Lösungen. Dies vor allem, weil davon auszugehen ist, dass sich ein Teil der bisherigen Kundschaft Neuwagen schlicht nicht mehr leisten wird können, wenn die nur mit aufwändigen und somit teuren technischen Lösungen erfüllbaren Euro-7-Auflagen tatsächlich wie geplant in Kraft treten sollten.

Hier rückt das Konzept „Refurbished statt Neu" auch für den Automarkt ins Bild. Und zwar nicht als irgendwo in der Hinterhof-Werkstatt wieder „Pickerl-tauglich“ gemachter Gebrauchtwagen mit langer Vorbesitzer-Historie.

Sondern als ein werksseitig wiederaufbereitetes Modell mit neu eingebauten Verschleißteilen, professionell beseitigten optischen Mängeln und einer Werksgarantie wie bei einem Neuwagen.

Nachhaltige Verlängerung des Lebenszyklus von bestehenden Autos also, statt aufwändiger Verschrottung von qualitativ standfesten Modellen und Neuproduktion teurerer, weil den geänderten Auflagen unterliegender Autos.

Auszuloten, wie das als neues Geschäftsmodell des VW-Konzerns funktionieren kann, wird wohl eine der künftigen Aufgaben von Seat. Wie aus informellen Gesprächen mit Managern und Technikern der spanischen Marke der Wolfsburger herauszuhören war, ist man bereits in den Vorbereitungen für ein Pilotprojekt zur professionellen Wiederaufbereitung von älteren, gebrauchten Seat-Modellen, die etwa aus Firmenflotten ausgemustert werden.

So soll es auch in Hinkunft möglich bleiben, sich beispielsweise einen technisch wie neuen Seat Ibiza mit Werksgarantie zu vergleichsweise günstigen Konditionen kaufen zu können. Selbst wenn der nicht mehr als Neuwagen zu haben sein wird, weil er wegen der verschärften Zulassungsbestimmungen preislich zu teuer für seine angestammte Kundschaft werden würde.

Trotz des auf der IAA vom neuen VW-Chef Thomas Schäfer verkündeten Plans, Seat zugunsten des eigenen Premium-Ablegers Cupra mit der bestehenden Palette als Automarke auslaufen zu lassen, könnten die günstigen spanischen Modelle mit bewährter Technik aus dem VW-Baukasten auch nach deren Produktionsstopp noch länger für leistbare Basis-Motorisierung sorgen, als dies mit zwangsläufig teureren Nachfolgemodellen möglich wäre.

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