Porsche Rennsport Reunion: Das Woodstock für Luftgekühlte
„Tradition ist die Bewahrung des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“ lautet ein schönes Zitat, das dem österreichischen Komponisten Gustav Mahler zugeschrieben wird. Ob der Amerikaner Bob Carlson anno 2001 daran gedacht hat, wissen wir nicht. Er muss aber etwas Ähnliches Sinn gehabt haben, als er das erste Mal Porsche Rennautos und einige der Fahrer von einst auf der Rennstrecke von Lime Rock Park (Connecticut, USA) zusammenbrachte. Porsche steuerte einige Pretiosen aus dem Museum in Stuttgart bei und die Fans waren von dem Event mit rund 100 Rennautos völlig begeistert.
Drei Jahre später gab es die nächste Rennsport Reunion (da schon in Daytona) und mittlerweile ist man bei der Reunion Nummer sechs, jetzt abgehalten auf der Rennstrecke von Laguna Seca in Kalifornien.
Treibende Kraft sind die Porsche Clubs in den USA, allen voran der Porsche Club of North America, der allein 125.000 Mitglieder zählt. 266 Autos haben für die Aktivitäten auf der Rennstrecke genannt, dazu kommen unzählige tolle Porsche-Fahrzeuge, die rings um das Gelände auf der Gstettn parken (aber zumeist nach Modellgenerationen geordnet). Allein auf dem Parkplatz, der nur für 959er reserviert ist, parken gleich zehn Stück von dem raren Supersportwagen der 80er. Exemplare des 959er werden bei Auktionen selten unter einer Million verkauft. Und gleich daneben parkt die Offroad-Version des 959, mit der Jacky Ickx bei der Rallye Dakar an den Start ging.
Stichwort Jacky Ickx. Die Rennsportlegende aus Belgien ist ebenso hier, wie einige seiner Autos. Und auch Jochen Mass ist nach Laguna Seca gekommen. „Fantastisch, alle diese Rennautos zu sehen. Da wird mir erst einmal klar, was ich damals alles gefahren bin“, so Jochen Mass. Der Sebring-Sieger von 1987 kann es auch kurz vor seinem 72. Geburtstag nicht lassen. „Wenn ich die Autos sehe, dann will ich Gas geben. Vor allem im 962. Beim Blick auf die Fahrzeuge kommen auch viele Erinnerungen hoch. Ich denke zum Beispiel daran, dass es immer eine Wucht war, die Werksautos zu fahren. Wenn Kundenteams einen 962 etwas modifiziert hatten, war oft die gute Balance weg. Was sagt uns das? Lasst einen Porsche so, wie er ist. Besser geht es nicht.“
Die Legenden schreiben auch brav Autogramme und die Fans stehen in Reih und Glied Schlange, um sich Bücher, Fotos oder Modellautos signieren zu lassen. Auch von Chad McQueen, Sohn des legendären US-Schauspielers Steve McQueen. Steve McQueen war selbst begeisterter Renn- und Porschefahrer und setzte den Langstrecken-Rennautos seinerzeit in seinem Film „Le Mans“ ein filmisches Denkmal. McQueen ist auch heute noch bei den diversen Merchandisingständen rundherum auf den Postern und Kunstdrucken allgegenwärtig.
McQueen fuhr (im Film) den Porsche 917. Ein Auto, das man anlässlich der Rennsport Reunion wieder „in Action“ erleben darf. Die Rennwagen werden von ihren Besitzern so um den Kurs gescheucht, wie es von ihren Entwicklungsingenieuren gedacht war.
Videoimpressionen von der Rennsport Reunion
Um auf der Strecke kein Kuddelmuddel zu erzeugen bzw. erschreckende Geschwindigkeitsunterschiede zu vermeiden, werden die Fahrzeuge in unterschiedliche Klassen eingeteilt. Die heißen dann "Werks Trophy“ (hier fahren 917, 906, 907, 908 oder 909), "Eifel Trophy“ (mit 911er bis zu 2,5 Liter Hubraum), "Weissach Cup" (911er über 2,5 Litern, RSR, 935, 924 GTS/GTR), "Stuttgart Cup" (956, 962, GT1, RS Spyder) und auch nach dem Kärntner Ort Gmünd ist ein Cup benannt, wobei das bei den Amis Gmund heißt (aber wir wissen, was gemeint ist). Konsequenterweise fahren hier die alten Modelle wie 550, 356, 904 oder der Dreikantschaber.
Abschied vom 919
Ein Auto zelebriert hier seinen offiziellen Abschied von der Rennstrecke, der 919 Hybrid. Der Hybrid-Rennwagen gewann dreimal in Folge das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Der Auftritt in Laguna Seca begann ein wenig holprig. Problem war, dass das Spezialbenzin für das Auto nicht rechtzeitig vom Zoll freigegeben worden war. Nachdem dies kleine Malheur behoben war, drehte der Rennwagen zur Freude der Fans seine Runden, gefahren von Earl Bamber. Und das keineswegs langsam, obwohl Porsche-Rennsportchef Fritz Enzinger gemahnt hatte, dass man hier nichts mehr kaputt machen sollte, geht doch der 919 im Anschluss an das Event direkt ins Werksmuseum in Stuttgart.
Aber auch Neues zeigt sich bei der Rennsport Reunion das allererste Mal. Porsche enthüllt die Neuauflage des 935. Ein Clubsport-Auto, das an den 935 von einst erinnern soll (und das auch tut). 700 PS hat der Rennwagen, was ihm fehlt, ist die passende Homologation – den 77 glücklichen Besitzern, die über 700.000 Euro für das Auto auf den Tisch legen (dürfen), wird das aber herzlich egal sein.
Wolfgang Porsche, der ebenfalls in den USA gereist ist, vor allem um mit dem 356 Nr.1 ein paar Runden zu drehen, war jedenfalls sehr angetan von dem neuen 935. Während der Präsentation standen neben Mark Webber auch Jacky Ickx und Jochen Mass auf der Bühne und am blauen Himmel zogen drei Flugzeuge des US-Kunstflugteams Thunderbirds ihre Rauchspuren.
John Oates, Frontman der US-Band Hall & Oats, hat etwas ganz anderes gefunden, um Gas zu geben. Einen pinken Porsche-Traktor (ja, auch so etwas hat Porsche einst gebaut) mit Frontspoiler. Die Versicherung hatte ihm Fahrten in einem Rennwagen während der laufenden Tournee untersagt, der 25 PS starke Traktor durfte aber herhalten. „Ihr werdet euch wundern. Ich habe in Colorado meine eigene Farm und einige Traktoren. Ich weiß, was man alles damit anstellen kann“, so John Oates.
Kommentare